Blondie – Eat To The Beat – Collector’s Edition

Was konnte nach Mike Chapmans Pop-Perfektion Parallel Lines im New-Wave-Geburtsjahr 1978 bei Blondie noch folgen? Wie die Chronik der New Yorker verrät, so einiges. Etwa ziemlich fürchterlicher Druck, der auf Chef-Komponist Chris Steins Schultern lastete, auferlegt von drängenden Plattenbossen und einer von nun an auf stromlinienförmigen Power-Pop fixierten Fan-Klientel. Oder aber der Druck auf Debbie Harry, als erstes Wave-Pin-Up-Girl im nächsten Video noch mehr nackte Haut zu zeigen, als sie es im Promotionfilmchen zum Disco-Knaller „Heart Of Glass“ getan hatte. Unter diesen nicht gerade günstigen Vorzeichen darf Eat To The Beat als außergewöhnlich geglückt bezeichnet werden. Blondies viertes Album fasst sämtliche Vorzüge des Sextetts in zwölf facettenreichen Songs zusammen. Die Platte wurde abermals nicht allzu glatt produziert von Mike Chapman, einer Hälfte des britischen Songwriter-Duos Chinn/Chapman, das wenige Jahre vorher Glam-Rock-Acts wie The Sweet, Mud und Suzi Quatro mit maßgeschneiderten Songs belieferte. Opulent der Einstieg mit der Phil-Spector-Reminiszens „Dreaming“. Ähnlich am Wall-Of-Sound ausgerichtet: „Union City Blue“. Harmonischer Punk-Pop mit ausgefahrenen Krallen liefert das Titelstück. Obligatorisch in jener Ära das in den Off-Beat der Karibik verliebte „Die Young, Stay Pretty“, das inhaltlich charmant Pete Townshends nihilistische Philosophie von. „My Generation“ überspitzt. „Atomic“ funktioniert wie „Heart Of Glass“: als zwingender Tanzflächenfüller für Großraum-Discotheken, aber auch als kerniger Pop-Klassiker der späten 70er-Jahre. Den Stakkato-Beat für eine junge Generation motorisch gestörter Tänzer mit aufgestylter Popperfrisur lieferte „Accidents Never Happen“. Schlicht majestätisch: die sozialkritische Ballade „Shayla“ über eine junge Fabrikarbeiterin, die sich nur als Nummer in einem kranken System fühlt. Für die Collector’s Edition des New-Wave-Klassikers, der vor allem in England große Resonanz fand, wurde in den Archiven gewühlt: Schließlich kam Eat To The Beat im September 1979 nicht nur in Vinyl-Ausgabe, sondern parallel auch als eines der ersten Longform-VHS-Alben auf den Markt. Das 50er-Jahre-Image der männlichen Mitglieder Blondies mit Anzügen, Röhrenhosen und Chucks jedenfalls ist, wie die zwölf Clips der DVD veranschaulichen, derzeit wieder trendy Schade nur, dass als Bonus auf diverse Single-B-Seiten und Maxi-Tracks verzichtet wurde.

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