Blondie – Parallel Lines
Die dritte Platte gilt gemeinhin als Prüfstein. Nummer 1 schlägt ein wie der Blitz, Nummer 2 rollt als ähnlich konzipierter Nachzieher über die Bühne, und Nummer 3 geht dann im wahrsten Sinne des Wortes an die Substanz. Auch Blondie, die mit ihren ersten zwei LP’s tatsächlich soetwas wie eine Marktlücke füllten, sind über ihr drittes Album gestolpert. Natürlich ist die LP nicht schlecht, und es geht hier auch gar nicht darum, Bands, die man anfangs „feierte“, fallen zu lassen, sobald sie sich etabliert haben.
Aber: „Parallel Lines“ bietet eine nette Auswahl hübscher kleiner Songs, die man sich recht gut anhören kann, und sonst nichts. Der Reiz, die Spannung sind weg. Die Attraktivität von Songs wie „Denis“ oder „Presence Dear“ (eigentlich waren alle Songs auf den ersten beiden LP’s stark) bleibt unerreicht, die anfängliche Kreativität scheint für’s erste wegroutiniert. Die Songs wirken durchschnittlicher. Das ist zu 50 Prozent der Gruppe anzukreiden. Die anderen 50 Prozent aber gehen mit Sicherheit auf das Konto des neuen Blondie-Produzenten: Mike Chapman, zweite Hälfte des Hitfabrikanten-Duos Chin/Chapman, das sich mit Smokie, Suzi Quatro und ähnlichen Konsorten schon eine goldene Nase verdiente. Keine Ahnung, warum Debbie Harry & Co sich von Richard Gottherer trennten (oder umgekehrt). Er hätte vielleicht geschafft, auch aus den weniger inspirierten Songs etwas mehr Wirkung herauszuholen. Chapman dagegen produzierte, wie er es gewöhnt ist: aalglatt und eingängig für den 08/15-Geschmack seiner Next-Door-To-Alice-Kunden. Klar, daß nach diesem System mehr verkauft wird, doch die alten Blondie-Fans sind möglicherweise verprellt.
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