Blue Öyster Cult – Cultösaurus Erectus
Mein Gott, was sind Blue Öyster Cult kompliziert geworden! Sie galten zwar schon immer als die .intelligenteste Hardrockband der Welt“, aber CULTOSAURUS ERECTUS ist noch eine ganze Ecke unkonventioneller als ihre früheren Alben. Ein eingängiger Song wie z.B. „Godzilla“ von SPECTRES ist hier nicht zu finden. Keine Nummer wird von nur einem Stilmittel beherrscht, BÖC versahen ihre Songs mit so ziemlich allem, was das anspruchsvolle Rockfan-Herz begehrt: heavy-Gitarrenriffs mit geilen Soli, unheimliche Syntheziserklänge, treibende Baßläufe, interessante Klavierparts („Unknown Tongue“), akustische Gitarren („Deadline“), kurze Jazzeinschübe („Monsters“) und „The Marshall Plan,“ als Opener von Seite zwei, wurde von einer tollen Liveatmosphäre umgeben. Die Musiker schienen bei der Produktion dieser Platte von dem wilden Ehrgeiz befallen worden zu sein, durch noch mehr eingesetzte Instrumente/Effekte die Stücke noch besser/interessanter zu gestalten. Aber bemerkenswerterweise wirkt kein einziger Titel überladen oder chaotisch, obwohl einige anfangs so erscheinen mögen; doch wenn man sich konzentriert, kann man über Kopfhörer die ganze LP in den Griff bekommen.
Trotz alledem machen BÖC keine emotionslosen elektronischen Spielchen, sondern lebendigen Hardrock. Die Platte ist durchzogen von Nervosität und Spannung, die Gitarren klingen aggressiv und die Vocals wirken ungeschliffen und oft sehr ausdrucksvoll. Schon die enorme musikalische Flexibilität der einzelnen Musiker spricht für sich: Bei BÖC spielen drei Mitglieder Keyboards, zwei Bass, drei Gitarre und vier singen, obwohl die Gruppe lediglich aus fünf Leuten besteht. Schnelle Tempowechsel und rasches Abwechseln der dominierenden Instrumente machen das Ganze noch interessanter. Langeweile ist hier bestimmt nicht angesagt; wer bereit ist, intensiv zuzuhören und einen Kopfhörer besitzt, wird an CULTÖSAURUS ERECTUS seine helle Freude haben.