Blumfeld :: Jenseits von Jedem

Pop: Der Mainstream will dem Subversiven alle Kraft entziehen, diese Band muss aufpassen!

Distelmeyer reizt das aus. Der seidig schimmernde Pony verhängt ihm die Stirn, und weiter unten schickt er ein Lächeln in die Welt, das Verständnis für Millionen verspricht. Freundeskreis at Picknick-side auf dem Backcover. Das Spiel der Könige zwischen Rohkost und Gugelhupf. Gutmenschen out in the green. Jochen hält die andere Wange hin. Jochen pfeift eine Melodie in der – hey, Trostspender! – Ballade „Die Welt ist schön“ zum Finale. Jochen macht Schrumm-Schrumm auf der Akustischen. Und er singt immer schöner. Blumfeld versuchen sich noch entschlossener an allgemeingültigem, gütigem Pop, an Musik für so viele, die nach Aufnahme, Erklärungen und ihren Gott suchen. Sollte der Rezensent Distelmeyer, Rattay und Mühlhaus (Thiessen macht nur noch Kante) deshalb ironisch begegnet sein, tut es ihm Leid. Die Ziele Blumfelds verdienen unser Amen. Doch deshalb sind nicht alle Mittel heilig. Die Musik dieser Band droht eines nicht mehr fernen Tages ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Die Entscheidung, auf bald alle Kniffe, Ecken, Brüche zu Gunsten klassischer Popsongs mit Grand Piano, sauberen Griffen und ausgewogenem Beat zu verzichten, birgt die Gefahr des Normenlieds in sich. Denn auch die zuweilen kecken Anleihen aus Blues, Country, Folk stammen doch direkt aus der Mitte des Flusses. Da fehlt manchmal einfach was. Auch in vielen Reimen, die scheinbar mit Schlager-Sentenzen aus gewaltigen Naturbildern und Allgemeinplätzen jonglieren und so oft zu wenig über ihr tatsächliches Gewicht verraten. Natürlich können Lieder wie „Wir sind frei“ genau dies bewusst machen. Und die Welt ist schön. Doch überreizen sollte Distelmeyer das nicht.