Bob Dylan
Street-Legal
Col (Sony)
Dylan wird mit „Street-Legal“ wohl den größten kommerziellen Erfolg seiner Karriere erringen. Darauf deuten zum Beispiel die 100.000 Exemplare hin, die – laut CBS – von diesem Album allein in Deutschland in nur 14 Tagen abgesetzt wurden. Der Grund ist klar: Bob Dylans Wandlung zu einem Rock-Entertainer der späten siebziger Jahre schlägt den Weg frei zu neuen, nachgewachsenen Publikumsschichten.
Und da man bei einem großen Teil seiner alten – intellektuellen – Fans wohl voraussetzen kann, daß ihre Ohren nicht von einem Gestrüpp von musikalischen Vorurteilen überwuchert sind, macht er auch hier Kasse – „Street Legal“ ist nun mal eine so verteufelt gute Platte, und die Faszination und das Können Dylans als Komponist und Sänger strahlen aus jeder Rille.
Zwar setzt er – wie auch bei der Neubearbeitung seiner alten Songs für die jüngste Tournee – Chormädchen und Bläser ein, und die Jungs seiner Begleitgruppe spielen eine Ecke gefälliger, geschliffener, perfekter als die Leute, die ihn in der Vergangenheit begleitet hatten (die Band, Mick Ronson, Michael Bloomfield und Al Kooper zum Beispiel). Aber dieser Sound paßt auch besser zu Mr. Zimmermann, der älter geworden ist und mit einer Rolle alsRevolutionsengelschon lange nichts mehr zu tun haben will. „Street-Legal“ ist eine in sich stimmige Platte, und eine mit einzigartigen Songs außerdem. „Changin‘ Of The Guards“, in bewährter Dylan-Manier komponiert, und „Senor“ gehören für mich in die Schublade mit seinen besten Songs. Und auch als Texter agiert er noch immer wortgewaltig, egal ob er von Liebe singt oder – verschlüsselt – über Amerika. Es lohnt sich, mal „Where Are You Tonight?“ anzulesen – alle Texte liegen der Platte bei!
Presley und McCartney waren am Anfang Musik-Revolutionäre und haben später guten Rock für jedermann gemacht. Neben ihnen steht jetzt auch Dylan.