Bob Dylan :: The Other Side Of The Mirror: Newport Folk Festival 1963-1965

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Dylans Elektrifizierung.

Wenn demnächst mal ein Gast vom Planeten Zorba 9 um eine Zusammenfassung der historisch bedeutsamen Pop-Ereignisse des 20. Jahrhunderts in ganz wenigen Worten bitten sollte, darf man natürlich nicht unvorbereitet sein. Unser Serviervorschlag: Elvis bittet im Sun-Studio um Einlass, Brian Epstein entdeckt die Beatles, Abba gewinnen den Eurovision Song Contest, Malcolm McLaren trifft Johnny Rotten, und Kurt Cobain will lieber doch kein Rockstar sein.

Und noch was: Bob Dylan hat auch mal was entdeckt, nämlich die elektrische Gitarre. 1965 war das, beim Newport Folk Festival. Und wenn man den Chronisten glaubt, war danach die Hölle los, denn E-Gitarren standen für Pop, Pop stand für Kommerz, und Kommerz war etwas, das gläubige Folk-Fundamentalisten genau so lieb hatten wie rassistische Rednecks, den Vietnamkrieg, Gewerkschaftsverbote und republikanische Politprofis mit dicken Portemonnaies. Man sieht sie förmlich vor sich: hornbebrillte Bartträger, die mit dem Wort „Verrat“ auf den Lippen Newports Festivalbühne stürmen und mit flinken Fingern Bobbys Gitarrenkabel kappen. Heiliger Krieg.

So muss das gewesen sein, damals. War es aber nicht. Ein paar Buhrufe und ein verdatterter Dylan. sonst nichts. Halb so wild also. Applaus gab es trotzdem, und zwei Zugaben auch noch-allerdings sicherheitshalber auf der Akustischen. Als Zeitdokument ist the other side of the Mirror also eine prima Sache, es räumt mit Mythen auf. zeigt die ganze Wahrheit.

Um von den 17 Festival-Tracks der Jahre 1963 bis 1965 in freudige Aufruhr versetzt zu werden, muss man allerdings ein wirklich treuer Freund des Frühsechziger-Lagerfeuerfolk sein. In Stichworten, falls der Gast von Zorba 9 eine Erklärung braucht: Akustikgitarre, nasaler Gesang, bedeutsame Texte und eine Mundharmonika, die vermutlich acht von zehn Hunden dazu animiert.

spontan mitsingen zu wollen. Das kann man sich im Original anhören, aber die Parodie von Frank Zappa ist auch nicht schlecht: ein Song namens „Flakes“ vom 1979er Album SHEIK YER BOUTI.

www.bobdylan.com