Bruce Hornsby – Spirit Trail

Die Elton Johns, Joe Cockers, Rod Stewarts und Tina Turners dieser Welt sind schuld daran, daß der Begriff „Mainstream“ peu à peu zum Schimpfwort degeneriert ist. Was fähige Köpfe, die bei Songs wert auf die gute, alte Strophe-Refrain-Strophe-Struktur legen und aufzwingende Hooklines, auszubaden haben. Bruce Hornsby etwa, auf dessen Stirn die Kritiker von Beginn an ein dickes „Mainstream“-Kainsmal entdeckten. Mit seiner Begleitband The Range spielte Hornsby zunächst feinen Piano-Pop, der entfernt wie eine ländliche Variante der Musik von Billy Joel klang. Nach einem Gastspiel als Keyboarder bei Grateful Dead verband Hornsby von 1993 an auf mehreren famosen Alben Pop mit Folk, Blues, Jazz und sogar Klassik. All der Charme und die Vielfalt, die HARBOR LIGHTS oder HOT HOUSE auszeichneten, sind auch auf SPIRIT TRAIL zu finden: wohltemperierte Melodien („Line In The Dust“, „Shadow Hand“), die Jackson Browne nicht besser hinbekommen hätte, leichtfüßiger Swing („King Of The Hill“) der mal eben Donovans „There Is A Mountain“ zitiert – klassische Etüden („Song C“, „Song D“), an Keith Jarrett erinnernde Solo-Piano-Piecen („Sad Moon“), launiger Pub-Singalong („Pete & Manny“), betörende Balladen („Fortunate Son“), purer Pop („Great Divide“). Trotz des fast schon verwirrenden Stilmixes verirrt sich der SPIRIT TRAIL nie. Zu intelligent, zu unaufgeregt gehen Hornsby und seine versierten Begleiter zu Werke. Kunst statt Kunsthandwerk. Klasse.