Bruce Springsteen

Darkness At The Edge Of Town

Sony

Vor rund zwei Jahren, nachdem seine dritte LP „Born To Run“ heraus war, wurde Bruce Springsteen von Zeitungen, die ‚was Neues witterten, später aber den Punk verpaßten, beinahe totgeprügelt. Der Spruch eines Herrn vom „Rolling Stone“, er habe in der Person Springsteen „die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen“, entfachte den größten Werberummel der Rockgeschichte. Dabei war der amerikanische Sänger, Gitarrist und Komponist durchaus ein außergewöhnlicher Rockkünstler, ein Mann, an dem der Staub der Straßen hing und der mit einem Sound aufwartete, den man in Anklängen später wiederfand bei Southside Johnny, Meat Loaf und sogar beim brandneuen Dylan. Nur: solches Können wurde von den Waschmittelsprüchen der Medien damals weithin zugekleistert.

Bruce Springsteen hat zwei Jahre gebraucht, um sich wieder aufzurappeln. Schön, daß er es überhaupt schaffte. Und nun legte er in aller Stille eine neue LP vor, mit der er nahtlos an „Born To Run“ anknüpft. Rhythm & Blues und Rock & Roll spreizt Springsteen mit Hilfe großzügiger Arrangements und einer kompakt rockenden Begleitband sozusagen auf Breitwand-Format. Und durch diese gewaltige in dunklen Farben getönte Landschaft rast er nun mit seinem Auto, um den Neurosen in den angeschlagenen Großstädten zu entfliehen. Nachempfinden kann man diese Gefühlsbasis seiner Musik in Deutschland wohl am ehesten, wenn man über das Netz der verschlungenen Autobahnverteiler Frankfurt am Main verläßt – weg von den Schatten am Rande der Stadt.