Calexico – Hot Rail
Als im Frühling 1998 John Convertino und Joey Burns THE BLACK LICHT veröffentlichten, erschien damit mal eben ein ambitioniertes Werk der Rhythmusgruppe von Ciant Sand. Doch das schwarze Licht zog weite Kreise, strahlte aus Tucson, Arizona, in europäische Festivalzelte, Wohn- und Weinstuben. Kritiker und die vielen neuen Fans von Calexico jubelten einhellig – eine Konsensplatte. Und wer waren gleich nochmal diese Giant Sand? Calexico spielen weiter, als wäre nichts geschehen. Zum Auftakt von HOT RAIL marschiert wieder die TexMex-Combo ein, die Elektrische singt trunken, Snaredrum und spanische Citarre rasseln voller Leidenschaft -„El Picador“, eines von drei Instrumentalthemen rund um den mexikanischen Stierkampf. Nach Fiesta Siesta: Mit „Ritual Road Mab“ und „Hot Rail“ (der Warnruf mexikanischer Cleisarbeiter) gelingen Calexico Hörbilder der Hitze, es flirrt die Luft – Desert Ambient. „Ballad Of Cable Hogue“ („Abgerechnet wird zum Schluss“) war ein Film von Sam Peckinpah, das gleichnamige schmissige Dreieinhalbminuten-Epos von Calexico liefert Joey direkt ans Henkerseil, ein sentimentales Akkordeon tönt, Castsängerin Marianne Dissard gurrt französisch – ein Evergreen wie vor 40 Jahren, und ein feiner Witz von Wildem Westen. Im Drama „Fade“ endet ein Paar in einer monddurchfluteten Highwaykurve, Johns Ridebecken tanzt sich in einen Rausch, Rob Mazureks Cornet windet sich in Schmerzen. Wer Ohren hat, leidel Das simple Akkordeonmotiv in „Untitled IM“, laut Joey inspiriert von Erik Satie, doch hörbar entliehen von den portugiesischen Madredeus, spendet Ruhe, aber keinen Trost. Gar große Gefühle, Momente und Legenden, Kulissenschiebereien und echte Sonnenuntergänge, allenthalben Intros und Abspänne, scharfe Soße und Staub, Poltern und Pedal Steel: HOT RAIL lässt es an nichts fehlen, bedient die Klischees und verehrt die echte Folklore, rollt über den Tresen und erdet sich in der Ödenei.
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