Camera Obscura :: Let s Get Out Of This Country

Natürlich hatte diese Platte schon 1996 erscheinen können (im ersten Jahr von Camera Obscura). Oder 1986, als die Allianz aus Wave und Pop von den neuen Schrammlern abgelöst wurde. die der britische New Musical Express unter dem Titel „C86“ hypte. Let’s get out of this country wäre damals schon ein reizender Anachronismus gewesen. 2006, das paßt schon; das Album der Glasgower steht in einer Reihe mit den letzten Veröffentlichungen von Essex Green und Isobel Campbell. Ja, Stuart Murdoch hat mal eine Single von ihnen produziert, und Sängerin und Songwriterin Tracyanne Campbell führt den Belle & Sebastian-Song „We Are The Sleepyheads“ als Beitrag ihres aktuellen, auf der Band-Homepage präsentierten Mix-Tapes auf. So viele Verbindungen zum Beat Of The Murdochs hat es hier dennoch nicht. Camera Obscura fegen durch die großen, romantischen Themen der Sixties: Liebe, Betrug und Herzensbrecherei im Sound aufrichtiger Begeisterung und Depression. Es gibt Streicher, Pudding-Drums und Geschichten mit Namen aus dem richtigen Leben: Großmutter Margaret, die Tracyanne die allen Connie-Francis-45er vorspielte, Lloyd, diesen tollen Beschützer-Typen. Und Dory Previn, die man am besten im Bandbus in Montana hört, während es draußen gewittert – zum Herzaufgehen schön. In meinem Erinnerungskino spielen Lloyd Cole und frühe St. Etienne, die Maisonettes rasen die „Heartache Avenue“ runter Gefühlte Sixties also. Mit ihren Cover-Models übrigens halten Camera Obscura es dann doch ganz ähnlich wie Belle & Sebastian. Das Verwirrspiel mit Identitäten hat gerade begonnen, das ist nicht Tracyanne da vorne vor schwedischen Blümchentapeten, sondern Petra, und fotografiert hat sie Fredrik aus Stockholm.

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