Modular/Rough Trade

Housey Funk’n’Soul’n’R’n’B mit bonbonfarbenen Effekten aus der Trickkiste der 80er

„Under A Blue Sky“, der zweite Track auf dem ersten Album von Canyons, bringt das musikalische Selbstverständnis des australischen Duos gleich auf den Punkt. Der Track besteht aus einem DFA-artigen Disco-House-Groove, heavy Synth-Sounds, Schlieren von psychedelischen Effekten, einem eher frei gespielten Tenorsaxofon, 80er-Jahre-Sequencer, synthetisierten Drums. Obwohl „Under A Blue Sky“ grundsätzlich ein tanzbarer Track ist, wird kaum ein Tänzer dieser eher ungewöhnlichen Struktur länger folgen wollen, es sei denn, er hört den Track auf dem Dancefloor der Paradise Garage in New York im Jahr 1978 – was aber aus Gründen der Kausalität unwahrscheinlich sein dürfte. Nach diversen 12-Inches für diverse Labels (u.a. auch James Murphys DFA), die ohne größere Widersprüche als House qualifiziert worden sind, scheinen sich Leo Thomson und Ryan Grieve breiteren Einflüssen geöffnet zu haben. Funk’n’Soul’R’n’B werden bei Canyons einer retromanischen Behandlung unterzogen und mit bonbonfarbenen Effekten aus der synthetischen Trickkiste der 80er-Jahre überzogen. Canyons sind in der Lage, einen eher Indie-orientierten Song wie die Single „My Rescue“ durch den Einsatz der Kickdrum auf den technoiden Dancefloor zu befördern. Es ist dieser Gegensatz aus Weirdness und musikalischer Vertrautheit, der diese Musik so einzigartig macht. In gewisser Weise stellen Canyons mit diesem Album die abgemilderte Version von Musikern wie John Maus und Com Truise dar.

Key Tracks: „Blue Snakes“, „My Rescue“