Cd-Platten

Von einem „Sommerloch“, das der Urlaubskasse zugute käme, kann zumindest für die Sammler von Oldies-Wiederveröffentlichungen auf CD keine Rede sein. Die nämlich durften in diesen Wochen tief in die Tasche greifen, wenn sie so manche ihrer älteren Lieblingsplatten auf Silberscheibe ergattern wollten: Insbesondere aus England, Japan und den USA kamen serienweise Import-Raritäten, und daß man mit restaurierten Oldies auf Digitalplatte gute Geschäfte machen kann, hat man inzwischen offenbar auch in den A&R-Abteilungen deutscher Plattenfirmen begriffen.

So sind mittlerweile die beiden Anthologien mit dem vielversprechenden Motto FROM THE ORIGINAL MASTER TAPES von Buddy Holly (MCA 251 720-2) und Bill Haley (MCA 251 721-2) ganz regulär (und nicht wie vorher zu spektakulärem Import-Preis) bei WEA veröffentlicht worden, und zwar von klanglich identischen Bändern transferiert, so daß man nicht mit lausiger Kopien-Qualität bedient wird. Staunen werden vor allem Buddy Holly-Fans, wenn sie die 20 Evergreens des Pop-Meisters mit dem vergleichen, was da bislang an fragwürdiger Qualität auf Analogscheibe angedient wurde!

Wer die von Rhino Records veröffentlichten CADENCE CLASSICS der Everly Brothers (RNCD 5258) trotz eifrigen Suchens bei keinem Import-Spezialisten aufspüren konnte, hat jetzt mit der vom TIS importierten (und bei Sonopress in Gütersloh gefertigten!) CD der GREATEST RECORDINGS des berühmten Duos die preisgünstigere Kauf-Alternative. Denn diese Scheibe (Ace Records CDCH 903) bietet zwar nur 18 Hits der Brüder, aber wenigstens in klanglich identischer Qualität.

Sehr empfehlenswert auch drei andere vom TIS vertriebene CDs, nämlich die 18 ORIGINAL HIT RECORDINGS von Dion & The Belmonts (Ace Records CDCH 176) sowie die beiden Jackie Wilson-Platten HIGHER & HIGHER und REET PETITE (Ace Records CDCH 901 und 902). Letztgenannter Rhythm & Blues-Gigant -— bekanntlich eines von Van Morrisons großen Idolen —- wird in beiden Fällen mit vorzüglichen liner notes dokumentiert, und mit jeweils 18 Songs geizte man auch nicht bei der Spielzeit.

Noch großzügiger gab sich — die CD-Kapazität macht’s möglich — die RCA: Sämtliche 28 Songs von Sam Cookes Doppel-LP THE MAN AND HIS MUSIC kann man jetzt auf einer einzigen CD (ununterbrochene Spieldauer immerhin 70′ 06″) abspielen (RCA PD 87127). Was bislang an „Best of …“-Kompilationen des — angeblich irrtümlich ermordeten — Soul-Crooners auf schwarzen Scheiben greifbar war, entpuppt sich bezüglich der Überspielqualität geradezu als eine Frechheit. Denn sooo schlecht wie dort in angeblichem „Living Stereo“ waren Sam Cookes Aufnahmen dann doch nicht ausgefallen. Im Vergleich zur CD klingen selbst die vormals publizierten US-Pressungen so, als habe es sich um Aufnahmen aus den 20er Jahren gehandelt!

Auch zwei Gründerväter des Rock ’n‘ Roll sind jetzt mit klanglich „aufgefrischten“ Anthologien auf CD-Importen zu kaufen, einmal Little Richard mit 18 GREATEST HITS (Rhino RNCD 75899) und Jerry Lee Lewis mit FERRIDAY FIREBALL (Charly CD 1), die 25 seiner bekanntesten SUN-Aufnahmen enthält. Jüngeren Aufnahmedatums sind die aus obskurer Lizenzquelle kommenden GREATEST HITS von Joe Cocker (Fun Records FCD 501), die jetzt in diversen Importgeschäften auftauchten. Die CD enthält neben dem kompletten Debüt-Album (vorher schon mal bei Intercord als Digitalplatte veröffentlicht) noch sechs Songs von Cockers zweiter LP. Insofern nicht mal ein schlechter Kauf, nachdem auch die verwendeten Bänder okay waren.

Hüten sollte man sich dagegen vor zwei aus Japan importierten Kinks Anthologien. YOU REALLY GOT ME (Sounds Marketing System Inc. MD 35-5026) und VICTORIA – LO-LA (MD35-5027) wurden von Kopien überspielt, die gerade mal Telefonqualität aufweisen und praktisch durchweg erheblich schlechter klingen als auf den Singles und LPs der 60er Jahre — egal ob auf deutschen oder US-Pressungen! Und kaum zu glauben, aber Tatsache: Die in den USA produzierte CD von SIMON AND GARFUNKELS GREATEST HITS (Coloumbia CK 31350) ist — in den Höhen stark beschnitten, um Brandrauschen zu reduzieren —- klanglich schlechter als das LP-Gegenstück der frühen 70er Jahre. Der Equalizer macht’s möglich: zweifelhafte Cassettenkopien-Qualität.

Zugreifen lohnt sich dagegen trotz des Preises (Japan-Import!) bei Cat Stevens‘ TEASER AND THE FIRE-CAT (A&M CD 4313). denn hier wird unverfälscht originale und exzellente Mutterband-Qualität geboten — so wie auch bei Peter Gabriels SO (Virgin 257 587), das als „Bonus“ die eigene Aufnahme des mit Laune Anderson komponierten „Excellent Birds/This Is The Picture“ enthält.