Charlie Watts And The Tentet

Watts At Scotts

Jazz-Juwel aus dem legendären Londoner "Ronnie Scott's". - Der Rolling Stone macht mit Freunden "richtige" Musik.

Das Wichtigste vorweg: Es scheint, dass der 63-jährige Rolling Stone den Krebs in die Schranken weisen konnte. Wie man hört, planen Mick Jagger und Kollegen schon die nächste Welttour für dieses Jahr, natürlich mit Charlie Watts am Schlagzeug. Und ein neues Studioalbum der Rolling Stones für 2005 soll überdies in der Planung sein. Bis es aber so weit ist. hören wir das hier: 15 lässig und gekonnt gespielte Tracks, die Hobbyjazzer Charlie Watts mit seinem Tentet bei einigen Konzerten im Juni 2001 im legendären Londoner „Ronnie Scott’s“ zum Besten gab. Zu jenem Tentett gehört die Creme der britischen Jazzszene, junge Leute wie der hoch begabte Trompeter und Arrangeur Gerard Presencer und der Vibraphonist Anthony Kerr sind ebenso darunter wie Veteranen vom Schlage eines Peter King [Saxofon, Bandleader], Dave Green [Bass], Evan Parker [Saxofon] und Brian Lemon [Piano]. Gegeben wird ein Querschnitt aus Standards von Altmeister Duke Ellington („Main Stern“, das unverwüstliche „Take The A-Train“], Thelonious Monk („BemshaSwing „) und Miles Davis („Little Willie Leaps“) sowie eigenen Kompositionen wie zum Beispiel Peter Kings „Roll ‚Em, Charlie“ und „Airto II“. Letzteres brachte Charlie Watts zum ersten Mal vor vier Jahren auf seinem Charlie Watts/Jim Keltner Project, einer Hommage an die großen Schlagzeuger der Jazzgeschichte. Stilistisch haben wir es beim Konzert-Set seines Tentetts keineswegs nur mit beinhartem Traditionalismus zu tun. Gelegentlich wird da auch munter und durchaus free drauflosimprovisiert, hin und wieder unternimmt man Ausflüge in exotischere Ethno- und Samba-Gefilde, überdies gibt es reichlich Raum für längere instrumentale Monologe. Wunderschönes Beispiel: die lyrische Flügelhorn-Meditation auf dem Jimmy-van-Heusen-Klassiker „Here’s That Rainy Day“. Hübsch: „Faction“, das auf dem Stones-Gassenhauer „(I Can’t Get No] Satisfaction“ basiert und augenzwinkernd vorführt, dass man aus allen Vorlagen tollen Jazz zaubern kann.