Eines sollte man auf keinen Fall tun: nämlich diese LP tierisch ernst nehmen. Cherry Vanilla tut es auch nicht und behauptet auch absolut nicht, daß sie singen kann. (Im Gegenteil). Sie hat den Debbie Harry-Flair in der Stimme („Debbie ist aber viel kühler als ich und singt außerdem viel besser“) und kann sich selbst ganz gut auf den Arm nehmen. Durch ihren Single-Titel „The Punk“ und nicht zuletzt wegen ihrer fantasievollen Aufmachung hatte man sie voreilig ins Sicherheitsnadel-Lager gesteckt, obwohl sie eher ins parodistische Fach paßt. Für die ehemalige PR-Mieze von David Bowie und ehemalige Warhol-Darstellerin (Pork) ist das Singen eine neue Erfahrung, die sie völlig unbefangen und unkompliziert genießt. Auf ihrer LP präsentiert sie eine Mischung aus New Wave. Rock’n’Roll, Country- und Bowie-lnspiriertem. Die Band zieht ganz munter mit, dabei kommen die eindrucksvollsten (Fuß)Noten vom Pianisten Zecca Esquibel. Und wie soll man das Ganze nun bewerten? Cherry Vanilla hat witzige Songs auf Lager und schwache. Sie kann nicht besonders gut singen, besitzt dafür aber genügend Ausdruck, um ihre Stimme jederzeit reizvoll in Szene zu setzen. Sie will nur, daß ihre LP Spaß bereitet, und das ist ihr eigentlich ganz gut gelungen.