ClickClickDecker über Rusty James

Heute ist schon wieder Samstag. Draußen liegt gefrorener Schnee über Hamburg. Auf einem Zettel, der an meinem Schreibtisch klebt, stehen Dinge geschrieben, die ich noch erledigen muss. Einige sind bereits durchgestrichen. Nicht aber „Platte ausgraben“. Die ganze Woche zermürbe ich mir schon den Kopf darüber, welche dafür herhalten soll. Nicht gerade einfach. Gestern lief im Fernsehen der Bundes Vision Song Konntest und die Moderatorin, in ihrem komischen Kleid, bemerkte, dass ihrer Meinung nach bisher wenig oder so gar keine gute bis erinnerungswürdige Musik aus dem Bundesland Bremen kam. Danke, dachte ich. Das ist meine Vorlage für den Artikel. Jetzt liegt eine Scheibe Vinyl auf meinem Teller und die Nadel kämpft sich durch die abgenutzten Rillen.Für mich war Bremen Mitte der Neunziger ein wichtiger Bestandteil meiner musikalischen Prägung und Orientierung. Mit der Musik von Bands wie Age, Systral, Mörser, Assay oder Bestellungen von den Labels Per Koro und Love verbinde ich viele Erinnerungen an meine Jugend, meine ersten regelmäßigen Konzerte und eine erste sich damals gut anfühlende Szenezugehörigkeit. Husum, Nordseeküste, da hab ich damals gewohnt. Auch eine gute Szene mit wichtigen Bands wie z.B. Akephal, Exil (heute Turbostaat) und Zack Ahoi. Um nur einige zu nennen. Auch ich habe damals in einer Hardcore-Band gespielt. Sogar Auftritte hatten wir. Man versuchte noch seinen Weg zu finden und orientierte sich dabei na klar an den Künsten anderer. Wenn ich eine Platte aus dieser Zeit besonders oft gehört und auch heute noch für ein zeitloses Meisterwerk halte, dann ist es das Album SAVE THE LAST DANCE FOR ME von der Bremer Band Rusty James.Meinen ersten Kontakt zu Ihnen hatte ich bei einem Konzert 1996 im Husumer Speicher. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube es war eins der legendären Sonntagnachmittags-Konzerte, wahrscheinlich mit vielen Bands an diesem Tag (Zack Ahoi? Sytral? Carol?). Das Konzert war ganz ok, aber ich war begeistert davon, dass hier ganz andere Einflüsse aufeinander trafen als es bei allen zu der Zeit mir bekannten, angesagten deutschen Hardcore/Punk-Bands der Fall war. Wahrscheinlich würde man heute einfach nur Indierock/geschrammel sagen. Etwas zu leicht. Aber ich denke wenn ich die Platte heute in die Finger bekommen würde, täte ich nichts anderes. Aber dem ist ja zum Glück nicht so gewesen. Rusty James spielten eine Mischung aus Dinosaur Jr, Sunny Day Real Estate und Eric´s Trip. Ich kaufte sofort nach dem Konzert beim Bauchladen das Album auf Vinyl, CD gab es von dem Album gar nicht, glaub ich. Die Band war ein Ableger von der hochgeschätzten Vegan/Straight-Edge-Hardcore-Band Age, die später fast komplett unter dem Namen Assay weitermachten. Die ganze Platte war, wie für diese Zeiten in der Szene üblich, bei Dirk Kusche aufgenommen, in den Kuschelrock-Studios zu Bremen. (Später sollte auch ich noch mit meiner Band dort eine CD aufnehmen. Welch Erlebnis. Alleine das war es wert.) Elf Stücke, die schöner nicht sein können. Sie sind vollgestopft mit Melodien, die dein Herz erobern wollen. Alles klingt trotzdem sehr rau und unfertig. Darüber ein Sänger, der nicht immer jeden Ton trifft, aber dem man jede noch so traurige Zeile mit einem Kopfnicken abnimmt. Jetzt läuft das letzte Stück der zweiten Seite. Nur eine Akustikgitarre und Gesang, klassisch also, „I never thought I missed you that much…“, diese unsauber gesungenen Zeilen konnte ich in meinem Jugendwirrwarr gut im Kopf gebrauchen. Platte noch mal umdrehen, das erste Stück, die Sologitarre mit dieser erdrückenden Melodie, die ständigen Tempowechsel, der mehrstimmige Gesang. „Birthday“ heißt es und ist für mich zusammen mit „A Movie“, welches man sehr gut beim Autofahren mit offenen Fenster hört und laut mitsingt, das stärkste Stück auf dem Album. Ich konnte es auch nicht lassen und musste es unbedingt covern.Manchmal bekomme ich Post von Leuten, die sich das Lied von meiner HP geladen haben, in der sie mich nach Rusty James fragen. Ob man die Platte bei Amazon kaufen könnte… ich glaube nicht.Kevin Hamann ist seit über vier Jahren

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. Auf Audiolith Records ist gerade sein neues Album DEN UMSTÄNDEN ENTSPRECHEND erschienen. Wir haben die Single „Es fängt an wie es aufgehört hat“

im Stream

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und mehr über Assay gibt’s

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ClickClickDecker – 16.02.2009

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