Coco Schumann Quartett – Coco Now
Als das Münchener Trikont-Label vor gut zwei Jahren auf der Doppel-CD 50 YEARS IN JAZZ das musikalische Leben des heute 75jährigen „Ghetto-Swingers“ dokumentierte, und parallel dazu Buchverlage und Fernsehsender sich des Ausschwitz-Überlebenden annahmen, fiel dies-wohl eher zufällig-in Deutschland mit dem Swing-Revival Made in USA zusammen. Von den meisten Nachwuchs-Zoot-Trägern wird man schon dieses Jahr nichts mehr hören, Coco Schumann hingegen wird hoffentlich noch eine ganze Weile durch die Clubs touren und seine unglaublich elegante Variante des jazzigen Swings mit Abstechern in Randbereiche wie Exotica, Blues und lateinamerikanische Musik spielen. Ein großer Songwriter war Coco Schumann nie, aber dafür ein außerordentlich geschmeidiger und geschmackvoller Gitarrist, der auch tausendfach gehörte Klassiker wie „The Girl From Ipanema“ oder „Autumn Leaves“ auf dieser Live-Aufnahme von Schloss Elmau aus dem vergangenen Juli würdevoll und mit Esprit interpretiert. Coco Schumann vermeidet die gönnerhatten Gesten und übertriebenen Schlenker, die viele vergleichbare Musiker im Laufe der Jahre so unhörbar haben werden lassen. Und so hat er auch kein Problem damit, seinen Mitmusikem einen Platz im Rampenlicht zu überlassen. Speziell die Querflöte von Karl Heinz „Kalle“ Böhm setzt zu so manchem herrlichen Solopart an, während Hans Schätzke am Bass und Sven Kalis hinter der Schießbude (in diesem Fall lassen wir den Begriff „Schießbude“ einmal durchgehen -Anm. d. Red) zumeist unauffällig, aber mannschaftsdienlich ihren Teil zum Gelingen beitragen. Weiterer Pluspunkt dieser Platte ist die exquisite Klangqualität, was bei solchen Livemitschnitten keineswegs die Regel ist. Das Neo Swing-Revival wird vielleicht schon bald tot sein, lang lebe Coco Schumann!
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