Coheed & Cambria – No World For Tomorrow

Claudio Sanchez ist das, was man uneingeschränkt und ungestraft als einen Nerd bezeichnen darf. Sanchez ist ein 29-jähriger Puertoricaner mit blondierten Dreadlocks. der in seiner eigenen Comic-Welt namens „The Amory Wars“ (ungefähre Hausnummer: „Captain Future“ trifft „Star Wars“) lebt, eine ähnlich hohe und schrille Stimme wie Ceedy Lee von Rush sein Eigen nennt und mit seiner Band Coheed & Cambria schwer merkwürdige Konzeptalben aufnimmt, die den Plot seiner Science-Fiction-Kreationen vertonen. Was nicht nur durchgeknallt klingt, sondern auch ist. Zumal die Alben von Coheed & Cambria, die mittlerweile im Zwei-Jahres-Rhythmus erscheinen, die Story nicht etwa in chronologischer Reihenfolge erzählen, sondern alles wild durcheinanderwürfeln. So ist das neue Album der Band, Good Apollo, I’m Burning Star IV, Volume Two: No World for Tomorrow (so lautet der vollständige CD-Titel), Teil 3,5 der Saga – und damit der krönende Abschluss. auf den hoffentlich nichts mehr folgen wird. Denn was das Trio mit Aushilfsdrummer Taylor Hawkins (der hauptberuflich bei den Foo Fighters angestellt ist) hier bietet, ist Prog-Rock für Arme. Eine billige Mischung aus Rush, Yes, King Crimson und Dream Theater. Mit einem mädchenhaften, völlig überzogenen Gesang, schwülstigen Keyboardklängen, nervigem Gitarren-Gefrickel und epischen Songkonstrukten, die mal in Richtung Folk, dann wiederum in Richtung Metal gehen oder ganz einfach nur kräftig danebenlangen. Etwa „The Hound (Of Blood And Rank)“, das sich als schlimmer 80er-Jahre-Power-Rock à la Foreigner. Survivor, Nightranger und Co. erweist. „Feathers“ bewegt sich sogar auf unterstem Kiss-Niveau, und bei „Mother Superior“ handelt es sich um eine ultra-kitschige Schnulze mit Streicher-Bombast. Wer damit noch nicht genug hat, bekommt dann noch eine Runde fiesen Old-School-Metal in bester Iron-Maiden/Judas-Priest-Manier verabreicht- nur um dann dem ultimativen Knock-out zu erliegen: eine fünfteilige Mini-Oper unter dem Motto „The End Complete“. die noch einmal wirklich alle Klischees dieses Genres auffährt- bis dann nach 59 Minuten und 59 Sekunden (noch mehr Konzept?) endlich Schluss ist. Wer das alles ganz toll findet, hat entweder die Originale nie gehört oder er/sie ist ein ebensolcher Weirdo wie Claudio Sanchez. Das soll ja schließlich in den besten Familien vorkommen

www.coheedandcambria.com