Control von Anton Corbijn, Großbritannien 2007 :: Start: 10.1.
Passionsspiel in Schwarzweiß: Das Leben und Sterben von lan Curtis.
Ein Film zwischen Himmel und Hölle. Zwischen Schatten und Licht. Zwischen Weiß und Schwarz. Oder genauer gesagt: Zwischen einem gleißenden Weiß, so durchdringend, dass einen das auf das schwarze Jackett gesprühte Punk-Statement „Hate“ regelrecht blendet, und einem alles verschlingenden Schwarz, in dem lan Curtis in den späten Passagen förmlich verschwindet, aufgefressen wird. So wie er von seiner Epilepsie, seiner Depression, seiner Hassliebe zu seiner Band und seinen Schuldgefühlen gegenüber seiner Frau Debbie, die er betrog und der er eine Tochter anhängte, die er nicht lieben konnte, aufgefressen wurde. Bis nichts mehr da war, bis der Tod verlockender wirkte als die Aussicht auf einen weiteren Tag auf Erden, control ist das Regiedebüt von Starfotograf Anton Corbijn, dessen Vorliebe für kontrastreiches Schwarzweiß hier auf ein Sujet trifft, das regelrecht nach dieser Visualisierung schreit: Die Ästhetik des Punk bestimmt die langen Einstellungen und die Bildkomposition, gefiltert durch die Augen eines Poeten, der weiß, wie gewaltig die Kraft der Bilder ist. Wie sich der Film von einfachen Einstellungen steigert in immer komplexere und beklemmendere Abfolgen, ist angelegt als Spiegel der inneren Kämpfe Curtis‘, verstärkt durch die Musik von Joy Division, die seine Ängste nach außen kehrt. Obwohl conthol einige der stärksten inszenierten Konzertszenen überhaupt vorweisen kann, handelt es sich nie um einen Musikfilm, sondern um eine zunächst ganz universale Coming-of-Age-Geschichte eines Jugendlichen. Eine Geschichte, die sich zu einer ganz intimen Höllenfahrt verknotet. Newcomer Sam Riley, Sänger der Band 10.000 Things, ist brillant als Mann zwischen zwei Frauen, zwischen allen Stühlen, der sein persönliches eraserhead – David Lynchs erster Film könnte visuell und atmosphärisch Pate gestanden haben – erlebt. Corbijn lässt ihm dabei mehr Sympathie zukommen als zuletzt Michael Winterbottom in 24 hour party people und sogar Curtis‘ Frau in ihrer Biografie „Touching from a Distance“. Hier ist er kein sadistischer Misanthrop mit Nazi-Fixierung, sondern ein isolierter, schwieriger, genialischer Typ mit einem grausamen Zug, der ihn selbst leiden lässt, beschämt darüber, wer und wie er ist. Näher als hier wird man Curtis und Joy Division nicht kommen können. »>momentum.control.substance001.com
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