Cranberries – To The Faithful Departed

Diese Platte empfiehlt der Sozialpädagoge seiner Familie. Die irischen Cranberries bemühen sich auf ihrem dritten Album, niemandem weh zu tun. Und zumindest das gelingt ihnen wieder mal perfekt. Denn TO THE FAITHFUL DEPARTED führt genau das weiter, was NO NEED TO ARGUE zum Megaseller machte: den eher schlicht gestrickten Song, der einige Sorge um den Zustand der Welt zum Ausdruck bringt — was auf dieser Platte zweimal als laute (An)Klage, viel öfter aber in Form verhaltener Melancholie passiert.

Dabei gehen die vier Cranberries — neben Frontfrau Dolores O’Riordan die Gebrüder Noel (git) und Mike Hogan (bass) sowie Drummer Fergal Lawler — meist den Weg des geringsten Widerstandes. Das Quartett vermeidet allzu Aufregendes und gibt im Grunde nur zweimal richtig Gas: im gitarrenschweren ‚Hollywood‘, dem Opener des neuen Albums, und in der ersten Single-Auskopplung, dem Anti-Drogen-Song ‚Salvation‘. Die restlichen elf Stücke kommen eher verhalten daher, driften aber dank Dolores‘ aufreizender Vokal-Dominanz immer wieder mal in den roten Bereich der Nachdenklichkeit. Und noch etwas fällt auf: Irgendwie werden sich die Songs immer ähnlicher; so nach dem Motto ‚Was sich schon einmal bewährt hat, kann in der Neuauflage kaum schlechter sein‘.

Ob die Cranberries mit diesem Ansatz ihren Höhenflug fortsetzen können, bleibt abzuwarten. Immerhin bedient TO THE FAITHFUL DEPARTED alle jene, die Trost in der Trauer finden — und natürlich Zeitgenossen mit sozialpädagogischen Ansprüchen. Dennoch bleibt die bange Frage: Wird Dolores O’Riordan irgendwann noch zur Rita Süssmuth der Rockmusik?