Crystal Castles :: Crystal Castles

Polydor/Universal

Atari-Punk, der weh tut.

Tut weh. Soll’s ja auch. Crystal Castles orchestrieren veritable Alpträume. Produzent Ethan Kath verschmilzt hochfrequente Klangschlieren, aus fiesen Horrortrips geklautes Fiepen und derbe Rhythmen, die knallen wie Peitschenhiebe, zu bösartigen Nagelbrettern, auf denen Sängerin Alice Glass zu liegen scheint, während sie ihr von der Hölle kündendes Gekreische anstimmt. Doch während das kanadische Duo auf seinem 2008er Debütalbum, das auch CRYSTAL CASTLES hieß, seine Zwangsverschiffungen auf die dunkle Seite der Seele immer wieder mit einer gepflegten Gothic-Ästhetik abfederte, hetzt dieses zweite Album ohne große Umwege in den Punkrock. Und hat es sich der Hörer dann doch mal gemütlich gemacht in den Klaustrophobie erzeugenden Kisten, die hier Songs heißen, dann türmt Kath einfach neue Lärmattacken oder öffnet weite, unheimliche Hallräume. Hier bleibt kein Trommelfell unangenagt, hier wird kein Extrem ausgelassen. Diesmal ist die Folterkammer, aus der die Schreie dringen, nur noch selten mit schickem Samt ausgeschlagen, diesmal tropft meist Blut von den Wänden. Dass dabei weitgehend auf der Strecke bleibt, was man Melodie nennen könnte, ist allerdings kaum mehr als ein Kollateralschaden dieses so wahnhaften wie wagemutigen Klangentwurfs.

www.crystalcastles.com