Daiv Bowie – München, Olympiahalle

Von überall sind sie angereist, ganze Busladungen mit selbstgemalten BOWIE-Schildern im Heckfenster In der Halle herrscht dieselbe (leicht unwirkliche) Atmosphäre wie bei der Wiederkehr der Stones – aufgebauscht von einem gigantischen Medien-Rundschlag und mit entsprechendem Aufwand in Szene gesetzt.

Die Bühne wirkt mit den künstlichen Tempel-Säulen wie die Filiale des Studio 54 auf der Akropolis Homer in der Plastiktüte. Sehr hübsch, wirklich. Vor allem schön bunt. Mit den schwenkbaren Licht-Kanonen ist München schon halb gewonnen.

Viertel nach neun, der große Auftritt eine Salon-Version der Einleitung zu „Jean Genie“, bei „talkin‘ ‚bout Monroe „. STOP! – nahtloser Übergang zu „Star“ Hinreißend inszeniert Video-Fan Bowie präsentiert sein eigenes Revival wie eine teure Fernsehshow Die Perfektion ersetzt die schwüle Romantik früherer Auftritte schließlich muß für jeden was dabei sein. Wer nur wegen „Space Oddity“-Major Tom da ist. soll genauso zufrieden nach Hause gehen wie die, die auf „Let’s Dance“ warten.

Begleitet von einer Pracht-Band aus alten Weggefährten (Earl Slick und Carlos Alomar an den Gitarren) und New Yorker first-class-Tanzmusikern (Chic-Trommler Tony Thompson, Carmine Rojas am Baß, Lenny Picket & Co. am Gebläse) hat Bowie leichtes Spiel Daß Gitarren-Wunderkind Stevie Ray Vaughn in letzter Sekunde absprang, weil er mit dem üblichen Sessionmusiker-Gehalt nicht zufrieden war. fällt wohl nur den wenigsten auf. Auch die angeschlagenen Stimmbänder halten die angeblich bereitlegenden Playback-Bänder werden nicht gebraucht.

Alles in allem eine Bilderbuch-Show, die in eindreiviertel Stunden jeden in der Halle mindestens einen höchstpersönlichen Nostalqie-Moment erleben läßt Trotzdem alles nur zum Anschauen, nicht zum Anfassen. In den exotisch-erotischen Kostümierungen früherer Selbstdarstellungen wirkte Bowies Distanz aufreizender als heute mit Popper-Frisur und im Mandarinencreme-farbenen Anzug. Mit der sparsamen Choreographie, die er und seine beiden Background-Sänger einstudiert haben, wird der unwirkliche Fernsehshow-Charakter nur hoch unterstrichen.

Aber Bowie hat in seiner Zeit als narzißtischer Jüngling und Glamour-Diva weiß Gott genügend Klassiker produziert, um sich heute in bürgerlicher (Ver-)Kleidung als seriöser Künstler präsentieren zu können. So war’s ein wunderhübscher besf-of-Abend, Sensationen hatte wohl auch niemand ernstlich erwartet Aus dem Künstler Bowie ist endgültig die Institution Bowie geworden, die lebende Leqende.