DanceMusicSexRomance – Prince: The First Decade von Per Nilsen
Es war zu befürchten, dass eine Prince-Biografie so aussehen würde … Per Nilsen hat akribisch recherchiert, er beschreibt detailliert und formuliert sachlich. Er bringt einen aufschlussreichen Anhangsteil, der alle relevanten Daten zu den ersten zehn Jahren der Karriere von Prince Rogers Nelson auflistet (bis 1987, die Zeit als „Symbol“ und „TAFKAP“ findet der Autor erklärtermaßen nicht der Rede wert). Was man an anderen Musikerbiografien schmerzlich vermisst, wird hier allerdings zur einsamen Tugend – herausgekommen ist vorwiegend trockene Geschichtsschreibung. Es mag enthusiastische Prince-Jünger interessieren, wie Song für Song, Album für Album, Tour für Tour chronologisch genau aufeinander folgen; dem Außenstehenden scheint es eher so, als würde versucht, den Mangel an Erzählenswertem durch Genauigkeit im Detail aufzuwiegen. Es bestätigt sich der Anfangsverdacht, dass Prince hauptsächlich aus seiner Musik heraus verstanden werden muss – was soll man über einen Künstler schreiben, der offensichtlich gleichsam in Musik lebt, sein Songmaterial weitgehend solitär erarbeitet, meist bis hinein in sämtliche Instrumentalparts, und der selbst seinen Musikern und Technikern nurdie Ergebnisse seines Schaffens bekanntgibt? Es gäbe Möglichkeiten, sich dem Phänomen Prince gewinnbringender zu nähern. So könnte man etwa die Wirkung auf sein Publikum beschreiben – im Hinblick auf die Rezeption der Musik selbst oder auf die aufwändigen Bühnenshows; beides wären anschauliche Beispiele für eine andere, sehr kommunikative Seite des Musikers. Man erhielte auf diese Weise einen balancierteren Blick auf die Künstlerund Kunstfigur Prince, als dies Nilsen gelingt, der es für ausreichend hält, sich gewissermaßen entlangzuarbeiten an einem einfach nur als scheu und verschlossen beschriebenen genialen Workaholic. Interessant wäre es auch gewesen, zu untersuchen, wie Prince [zumindest zeitweise] ein derart breites Publikum erreicht, obwohl er häufig mit eigenwilligen Sounds und zum Teil sehr spezieller Studiotechnik arbeitet. Man hätte außerdem deutlicher herausstellen müssen, wie auf andauernde kreative Selbstbefruchtung zwangsläufig eine künstlerische Kreisbewegung folgt. Nilsen hat sich trotzdem vor allem für eine Auflistung bloßer Fakten entschieden. Van Bedeutung ist das so leider nur für Fans.
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