Das Buch der von Neil Young Getöteten von Navid Kermani
Eigentlich hätte dieser Band ja „Das Buch der von Neil Young Geretteten“ heißen müssen. In der Rahmenhandlung wird die Tochter des Ich-Erzählers kurz nach ihrer Geburt von heftigsten Bauchkrämpfen geplagt. Durch Zufall findet der Vater ein Heilmittel: die Musik von Neil Young. Die und nur die übt eine beruhigende Wirkung auf den Säugling aus. Autor Navid Kermani benutzt die Vorliebe der Tochter für den kultisch verehrten Nicht-Sänger und -Gitarristen, um herrlich subjektiv rund achtzig Young-Epen wie „Cortez The Killer“, „Down By The River“, „Cowgirl In The Sand“, „Helpless“ oder „Sugar Mountain“ zu sezieren und zu analysieren. Die Musik des Kanadiers als Soundtrack zu einem Leben. Dabei stellt sich nur die Frage, ob die (vielleicht semi-fiktionale, auf jeden Fall aber zuweilen arg sentimentale) Rahmenhandlung wirklich nötig gewesen wäre. Ohne sie hätte das Büchlein locker in die Top 3 der Neil-Young-Literatur aufsteigen können. Zudem bedient sich Kermani bisweilen einer hoch artifiziellen, konstruierten und unlockeren Sprache, die das Lesevergnügen ein bisschen schmälert.
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