Das große Krabbeln :: Iiiihhh!

Wenn die Leinwand im Schein computeranimierter Bilder zu flimmern anfängt, stellt sich dieser Zauber ein, den die Menschen zur Jahrhundertwende empfunden haben müssen, als sie erstmals mit den Produkten aus Lumieres Höllenmaschine konfrontiert wurden: Die Farben intensiver, die Oberflächen glatter, die Dimensionen tiefer als bei herkömmlichen Filmen, egal ob gezeichneter oder realer Natur. Doch wie bei guten Lightshows unterhält dieses Staunen bestenfalls zehn Minuten, dann muß man von der Story und den Figuren gepackt werden. Das größte Kompliment, das man DAS GROSSE KRABBELN machen kann, ist daß man sich nur in der ersten Szene dieser sechsbeinigen Trick-Ausgabe von DIE GLORREICHEN SIEBEN der Computerbilder bewußt ist. Dann taucht man ein in die vom TOY STORY-Team makellos und immer wieder atemberaubend realisierte Story von der kleinen Außenseiter-Ameise, die in die große weite Welt zieht, um ihre Kolonie vor der Bedrohung der übermächtigen Grashüpfer zu retten und damit das Herz der Prinzessin zu gewinnen. Wer sich davon an ANTZ, das später begonnene, aber früher in die Kinos gebrachte Ameisenspektakel von Dreamworks erinnert fühlt, liegt natürlich nicht falsch. Aber abgesehen von dem Umstand, daß beide Filme allerbestes Entertainment sind, enden hier auch schon die Parallelen. Wo ANTZ in recht dunklen Farben aus seinen bekannten Stimmen (Woody Allen, Sylvester Stallone etc.) und dem Durchspielen aller erdenklicher Politmodelle seinen Reiz bezog, ist Disneys in Cinemascope präsentierter Ausflug nach Insektopia als klassische, kunterbunte Abenteuerkomödie, die jede Sekunde mit Gags oder visuellen Überraschungen (schon mal einen computeranimierten Verfolgungsflug während eines Gewitters gesehen?) aufwartet, eher um unablässigen Spaß bemüht. Zur Unendlichkeit und darüber hinaus – das mag der Wahlspruch der Animatoren um John Lasseter gewesen sein. Es ist offensichtlich auch das Motto der findigen Ameise Flik, die Schuld daran trägt, daß eine Opfergabe der Ameisenkolonie an die Grashüpfer-Gangster um den sinistren Anführer Hopper verlorengeht. Er hofft, in der Großstadt Hilfe zu finden, stößt aber nur auf eine soeben gefeuerte Artistentruppe aus einem Flohzirkus, die Flik fälschlicherweise für Söldner hält. Wenige Zeilen reichen nicht aus, die Tragweite und exakten Folgen dieses Mißverständnisses zu beschreiben, wohl aber um zu betonen, daß sich daraus die wohl turbulenteste Filmstunde der letzten zwölf Monate entwickelt. Stellt sich abschließend nur eine Frage: Warum läßt man Hollywood nicht mehr pixeln?