Dauerfisch – Crime Of The Century

Der Wiesbadener Andre Abshagen und der Berliner Achim Treu sind zwei erfindungsreiche Pop-Bastler. Sie verwursten alles, was ihnen an Versatzstücken aus der Musikhistorie in den Sinn kommt oder was an Kuriositäten aus der Film-Soundtrack-Kiste gerade atmosphärisch ins Konzept paßt: Schlager-Schubidu, Sergio-Leone-Western-Twang, Synthesizer-Disco, moneymarkige LoFi-HipHop-Tricks, Chanson-Schönklang und andere Vignetten links vom Mainstream. Hauptsache, damit lassen sich vergnügliche Fetenfeger oder laszive Schmusenummern zusammenschrauben, die die Mädchen magnetisch anziehen. Ein besonders schönes Exemplar ist das gewiß nicht unkontroverse Stück „Endlich Vögeln“ mit Bossa-Nova-Schunkelrhythmus und geistreich-stupiden Lyrics („Angenommen die Liebe ist ein Schnellzug, und Sex ist ein Düsenjet, dann sollten wir den Verkehr immer mehr und mehr von der Luft auf die Schiene verlegen“). Hübsch, wie Dauerfisch zudem die Album-Credits am Ende der Platte mit Vocoder vorsingen, als wären sie Air. Seit vielen Jahren, sagen Abshagen und Treu, versuchen sie die Platte des Jahrhunderts zu machen. Diese hier ist es nicht ganz geworden. Aber immerhin: Ihr unverkrampft-anzügliches Pop-Entertainment hat sich für 1999 schon einen Ehrenplatz erkämpft.