Dave Holland Quintet – Points Of View
Für Radikalkuren im Jazz hat die Baß-Legende Dave Holland zwar immer ein offenes Ohr – was ihn auch in die Arme solch unterschiedlicher Gipfelstürmer wie Miles Davis oder Derek Bailey getrieben hat. Aber deswegen setzt er gerade bei seinen Projekten nicht unbedingt alles auf eine Karte, um sich auch mal als unbarmherziger Revoluzzer zu outen. Bei ihm ist eher die Metamorphose des Materials Trumpf, die trotz aller rhythmischer Vertracktheiten und Melodie-Konzepte immer auch was Sympathisches hat. Mit seinem neuesten All-Star-Ouintet mit Robin Eubanks (pos), Steve Wilson (sax), Steve Nelson (vibes) und Billy Kilson (dr) verbeugt er sich nicht nur vor Sam Rivers und Herbie Hancock. Die Tracks, die in ihrem Laid-Back-Gewand schon mal bis nach Brasilien blicken, greifen Hollands Großtaten auf, die er jahrelang mit dem Alt-Saxer Steve Coleman schuf und deren spröde Dynamik er nun in hochelastische musikalische Kontexte einbettet. Der Band-Nomade Holland ruht sich nicht einfach auf dem Rücken der Tradition aus, er verknüpft Vergangenheit und Zukunft zu einer Einheit, die ebenso herausfordernd anspruchsvoll arrangiert ist wie genießerisch cool. Und hätte jemand bei Holland jene aufreizend-asymmetrische Funkyness vermutet, für die eigentlich bislang nur einer wie John Scofield stand?
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