David Byrne – Live At The Union Chappel

Die Union Chappel ist ein unscheinbares Gotteshaus im Londoner Stadtteil Islington, das inzwischen den Ruf genießt, ein großartiges Venue für Konzerte zu sein. Das befand auch der Talking-Heads-Mastermind und gab sich im Dezember 2002 dort die Ehre. Und zwar mit einem knapp 90-minütigem Set, das daran erinnert, warum dieser Mann – zuletzt etwas in Vergessenheit geraten – mal als musikalisches Genie galt. Unverständlicherweise waren seine Soloalben immer etwas verkopft, blutleer und schlimmer noch: irgendwie seltsam verkrampft. Auch hier wird man zunächst den Eindruck nicht los, der Mann hätte eigentlich lieber seine Ruhe und verstehe diese ganzen klatschenden Leute um ihn herum gar nicht. Byrne wirkt als hätte er den Hals seiner Gitarre verschluckt. Dabei macht er großartige, locker heruntergespielte Musik. „The Great Intoxication“, zum Beispiel. Wie hingemalt klingt das mit Streichorchester. Oder das klassisch inspirierte „Uni De Felice“. Und „Sax And Violins“ aus dem Soundtrack zu Wim Wenders‘ UNTIL THE END OF THE WORLD. Aber auch die Frühgeborenen kommen auf ihre Kosten, wenn David Byrne Talking-Heads-Klassiker wie „Once In A Lifetime“, „Road To Nowhere“ und „Life During Wartime“ spielt. Natürlich anders als früher, aber durchweg okay. Wie schön: Am Ende macht sich Byrne mit einer unerwarteten Version von Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“ sogar noch richtig locker.

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