David Sylvian – Blemish
Ambient Kraftwerk? Dieses David-Sylvian-Album sprengt alle Maßstäbe, blemish heißt „Error“ heißt „Fehler“. Vielleicht ist der Plattentitel eine dezente Andeutung. Der Nachfolger von Dead Bees On A Cake klingt eher karg und wurde nicht mit illustren Gästen eingespielt, sondern von Sylvian im Alleingang. Kerntrack ist der 13-minütige Titelsong. Darauf umspülen Synthies Sylvians sanft klingende Stimme, die ja seit Jahren sein Markenzeichen ist. Über den verstorbenen Harry Nilsson wurde einmal gesagt, selbst wenn er das Telefonbuch von New York singen würde, wäre das immer noch gut. Ähnliches gilt für David Sylvian. Man mag die Motive für dieses Einzelgänger-Album kaum verstehen, denn allgemeine Bewertungskategorien ziehen hier nicht, wie bei allen Freistil-Platten. Sylvian versucht sich unkommerziell einer neuen Schlichtheit zu nähern. Komischerweise muss man an Madonnas einfach gestrickten Synthie-Rap „American Life“ denken, der ja vom Ansatz her in die gleiche Richtung geht. Klassenziel verfehlt? David Sylvian hat schon vielfach in der Zusammenarbeit mit Ryuichi Sakamoto seine Crooner-Qualitäten zur Schau gestellt, Blemish aber ist die Kür. Wie David Sylvians nächste Pflicht-Platte aussehen mag, steht auf einem anderen Blatt.
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