Debbie Harry – Koo Koo
Das langerwartete Soloalbum Debbie Harrys erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem die durch vielversprechende Ankündigungen aufgebauschte Spannung in Desinteresse umzukippen droht. Die angekündigte Zusammenarbeit der Blondie-Leader Debbie Harry und Chris Stein mit dem Chic-Team Nile Rodgers und Bernard Edwards hatte zu sehr den Zug dessen bekommen, was man früher Supergroup nannte. Chris Stein hatte mächtige Sprüche geklopft, und in den Gesichtern der Fans begann sich Skepsis zu zeigen.
Debbie Harrys erster Alleingang ist trotz dieses selbsterzeugten Drucks ein interessantes und gar nicht aufgeblasenes Stück Musik geworden. KOO KOO ist in erster Linie ein Song-Album, und nahezu jeder Song klingt durchdacht und sorgfältig ausgearbeitet. Die Arrangements sind sparsam und genau, verfallen dabei aber nicht dem Fehler vergleichbarer Studioproduktionen, Vitalität zu automatisieren. Das Gipfeltreffen hat also tatsächlich stattgefunden.
Die Die Chic-Band erweist sich als äußerst variabel und ausdrucksstark, Debbie Harrys Stimme zeigt ungeahnte Möglichkeiten. Selbst mit dem für beide Teile ungewohnten Arrangements des futuristischen „Chrome“ und des orientalisch-verfremdeten „Oasis“ wird die Band ausgezeichnet fertig; auch Harrys Stimme hat man in diesen Lagen noch nicht gehört. Die experimentellen Ansätze überzeugen durchweg. Verträumt sehnsüchtiges Flair von Jazz auf „Now I Know You Know“ – Debbie singt so schön wie ein junges Negermädchen.
Es gibt Überraschungen am laufenden Band, und man sollte nicht davor zurückschrecken, KOO KOO ein zweites, drittes Mal aufzulegen, wenn der Einstieg nicht gleich gelingt. Selbst bei konventionellerem Material wie „Backfired“ oder „Under Arrest“ ist man vor Überraschungen nicht sicher, und so kann Debbie Harrys LP bestens unterhalten, und an vielen Stellen – auch dank der ausgezeichneten Musiker – sogar geradezu fesseln.
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