Der Erste Ritter

Von „Frankenstein“ bis „Robin Hood“, von „Romeo und Julia“ bis „Wyatt Earp“ – manche Stoffe sind unverwüstlich wie das Kino selbst. Aber weil zwischen zwei Klassiker-Adaptionen in der Regel nicht nur eine Schamfrist von Jahrzehnten verstreichen muß, sondern der jeweils nachgewachsenen Zuschauer-Generation anstandshalber auch etwas Brandneues suggeriert werden soll, verkauft man die Remakes der Neunziger regelmäßig als einzig wahre, authentische und beste Versionen (wenigstens bis zum nächsten Recycling im Jahre 2012). Da frohlockt die Recyclingmaschinerie namens Hollywood über des Volkes Durst nach altem Wein in funkelnden, neuen Schläuchen. Und nun hat man uns mal wieder die volle Kelle von den Rittern der Camelot-Tafelrunde eingeschenkt.

Eines vorweg: Mit Monthy Pythons „Ritter der Kokosnuß“ hat das Werk nichts zu schaffen. Und auch von effekteschwangerem, magischem Merlin- und Excalibur-Brimborium ist in Jerry Zuckers „First Knight“ (Original-Titel) weit und breit nichts zu erahnen. Statt dessen setzt der seit „Ghost“ romantikerprobte Regisseur ganz auf die klassische Dreiecks-Kiste von König Ar thur (Sean Connery), Ritter Lanzelot (Richard Gere) und der holden Maid Guinevere (lulia Ormond). Ist Ehebruch in diesem Fall eine Option? Natürlich nicht, und so fliegen zwischen dem flotten Trio die Blicke, glühen die Herzen und reißt so mancftes Band der Sympathie. Aber weil der Ausgang des Liebelei-Duells hinlänglich bekannt sein dürfte, wird uns die Zeit mit schwertklirrenden Kämpfen, finsteren Intrigen und Landschaftsbildern, wie vom britischen Tourismusverband stellt, verkürzt. Ergo: Schmachten und Schlachten satt.

Das Erstaunlichste ist nun, wie wunderbar und manchmal geradezu hinreißend die Saga auch diesmal funktioniert. Vielleicht liegt es ja tatsächlich an den außergewöhnlichen Schauspielern: Sean Connery ist als weiser, gerechter Patriarch und König nicht nur perfekt und ehrfurcht-einflößend besetzt, sondern vermutlich auch der einzige 64jährige weltweit, dem man abnimmt, daß er einer 3ojährigen Schönheit wie Julia Ormond den Kopf verdrehen kann. Letztere hat, wie schon in „Legenden der Leidenschaft“, den etwas undankbaren Part einer zwischen den Haudegen hin- und hergerissenen Heulsuse. Doch da ihr neben Connery auch noch Richard Gere (den Frauen ja angeblich mögen) den Hof macht, kann sie sich eigentlich kaum beschweren.

Überhaupt Gere: Als wolle er beweisen, daß er mittlerweile nicht zum Lieblingsmönch des Dalai Lama aufgestiegen ist, sprüht er als „der erste Ritter“ vor Energie, Kühnheit und Spielfreude. Archaisch (wie Mel Gibson in „Braveheart“) oder gar edel (wie Liam Neeson in „Rob Roy“) wirkt das beileibe nicht eher schon dekadent und selbstverliebt (wie John Malkovich in „Gefährliche Liebschaften“). Aber weil seine Husarennummern häufig für einen Heidenspaß sorgen, ist dieser Klassiker auch in der x-ten Ausgabe noch richtig klasse.