Despair – Eine Reise ins Licht

Die Filme des Rainer Werner Faßbinder werden immer hohler, gleichen mehr und mehr Mogelpackungen, die hinter schönem Äußerem viel Luft und wenig Inhalt haben. Kostbar sieht die Oberfläche aus, es glänzt und glitzert, ein Fest für’s Auge. Doch sitzt man dann im Kinohaus, hat man das feierliche Geschwätz, das die Darsteller wie edle Dichterworte zelebrieren, bald satt, und auch Faßbinders narzißtische Vorliebe für Spiegel und komplizierte Kamerablicke durch Glasflächen ist ja nun sattsam bekannt. Der Markenartikel Faßbinder erinnert mich zunehmend an einen Tabakkonzern, der eine neue Kunststoffzigarrette auf den Markt wirft, bei der die Aromaübertragung vergessen wurde. Da bleibt nur ein Geschmack von Fadheit zurück. Faßbinders neuer Film „Despair“ (das heißt wörtlich „Verzweiflung“) nach einem frühen Roman des „Lolita ‚-Erfinders Vladimir Nabokov ist solch ein Leer-Stück, und es kann nicht nur an dem vielen Geld liegen, das der Regisseur hier verpulvern durfte (es ist viel Abschreibungskapital in diesem Film, Geld von reichen Leuten, das vor der Steuer gerettet werden soll).

Mit diesem Geld kaufte die Produktion teure, international gefragte Stars (Dirk Bogarde, Andrea Ferreol – und die sind sogar wirklich gut) und luxuriöse Kulissen. So führt uns Faßbinder in ein Warenhaus der Träume, eines der gehobeneren Preisklasse, versteht sich. Und da spult sich nun quälend langsam und langatmig eine Geschichte ab, die ja gute Literatur sein mag, aber gehört sie auch ins Kino? Erzählt wird von einem russischen Emigranten (Bogarde), der im Berlin der Jahre um 1930 eine Schokoladenfabrik betreibt. Zuhause sitzt die dümmliche, aber flotte Gattin (Ferreol), die sich ab und an mit ihrem seltsamen Neffen vergnügt. Emigrant Hermann entwickelt, und das ist der Kern der Handlung, eine Schizophrenie, eine Persönlichkeitsspaltung, wie sie tatsächlich recht oft beobachtet wird. Es ist, als wenn einer sich in zwei Personen teilt. Hier nun will das eine Ich seinen (eingebildeten?) Widerpart töten, warum, das bleibt im Film eine recht krause Geschichte. Was wird uns insgesamt geboten? Nicht Genuß ohne Reue, sondern Reue ohne Genuß.

TV-Schau

Nun ist es wieder soweit: Wenn in der Nacht vom 15. auf den 16. September über deutschen Dächern der Vollmond aufgeht, laufen in der Essener Grugahalle Jupiterlampen und Verstärker heiß. Zum dritten Mal hat die WDR-Mannschaft um Christian Wagner und Peter Rüchel ein Rockpalastfestival auf die Beine gestellt. Von 23.00 Uhr bis um 3.00 Uhr in der Früh tobt die Halle, live übertragen vom ARD-Fernsehen. Wer sich mit dem mickrigen Fernsehton nicht begnügen mag, kann seine Anlage über Hörfunksender voll auf Stereo fahren, das Fernsehen liefert dann nur das Bild zum Ton. Leider stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest, wer auftritt. Peter Rüchel war noch in Amerika und verhandelte. Schaut also bitte mal in Eure Tageszeitung.

Im September erinnert WDR III nochmals an die letzte Rockpalast-Nacht im März. Am 10.9. sind Mother’s Finest dran, am 24. 9. Dickey Betts and Great Southern. Die Besetzung für den 17.9. war bei Drucklegung dieses Heftes noch offen.

Das ZDF offeriert am 9.9. die neue Ausgabe von Rockpop. Bayern steuert zum ARD-Programm am 8.9. die „Szene 78“ bei. Thomas Gottschalk präsentiert: Nick Löwe Band, David Byron, Stranglers, Inga Rumpf, Marshall/Hain, Bryan Ferry.

Am 5.9. bringt das 3. Bayern-Fernsehen ein Special mit Slik. Am 19. und 26.9. folgt eine zweiteilige Sendung mit AI Jarreau, Etta Cameron, Klaus Doldingers Passport, Rory Gallagher, Leo Sayer, Earth Wind and Fire u.a.

Ein Jahr nach seinem Tod setzt das 1. Fernsehen – wie berichtet – erneut auf Elvis Presley, gleich zweimal in diesem Monat: Am 5. September heißt es „Aloha from Hawaii“; es handelt sich um seine berühmte in Honolulu zugunsten der Krebshilfe aufgezeichnete Show, und am 26.9. heißt es „Elvis 1968“ – Elvis mit einer singenden und tanzenden Gospel-Gruppe und vielen Fans, wie könnte es anders sein.

Ein paar weitere ARD-Termine, sozusagen herausgegriffen als Mischung für jedermann und jedefrau: Amerikanische Spielfilme am 3.9. („Die Reifeprüfung“ mit der Musik von Simon & Garfunkel) und 22.9. („Dr. Seitsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“), ein Porträt der TV-Quasselstrippe llja Richter und ein Talentschuppen (beides am 24.9.), eine Plattenküche (23.9.), eine Show mit Milva (26.9.) und Pop 78 (8.9.), Musikladen (21.9.) und eine Jugendsendung („Alles klar“, am 22.9. live aus Köln).