Destiny’s Child – The Writings On The Wall

„Oh, die neue En Vogue“, quiekt mein musikliebender Freund und reißt mir den Tonträger aus den Fingern. Ein passender Anfang einer hübschen Geschichte mit einer kleinen Enttäuschung und einem großem Happy End. Denn diese vier Frauen heißen zwar nicht Maxine, Dawn, Cindy und Terry sondern LeToya, LaTavia, Kelly und Beyonce, und vielleicht sind sie auch (noch) nicht ganz so stilvoll wie diese Blaupause einer weiblichen Soul-Formation der 90er, aber sonst ist alles auf mindestens gleich hohem Niveau. Wunderbar harmonisierende Stimmen und Beats in strahlendster Transparenz. Mehr noch als vom Arrangement lebt diese Musik von einer Produktion die so upfront ist, daß wir sofort nach Missy Elliott und Timbaland fahnden. Und siehe da: beide sind beteiligt, wenn auch nur bei zwei Stücken – und das sind bei weitem nicht die Besten. Definitorisch bewegt sich der vielköpfige Stab in dem umsatzträchtigen Feld zwischen den zu Worthülsen verkommenen Begriffen R&B, Soul und, nicht zu vergessen, Funk. Da gibt es den kompletten Hollywood-Katalog,großes Drama und zarte Umschmeichelung in einem ebenso offenen wie festen Korsett. Natürlich werden, um mal die andere Seite zu betrachten, diese vier knapp volljährigen Damen, mit zielsicherer Major-Strategie positioniert. Wie groß das werden soll, ist klar, wenn das Album aus dem Gehäuse entfernt wird. Dann erscheint eine unglaubliche Auflistung von Beteiligten, die verdeutlicht, wie sauber das alles festgeklopft wurde, bevor es abhebt. Daß es so kommen wird, steht außer Frage. Das ist allerbestes funkelndes Entertainment und nichts weniger als die Platte, die wir von En Vogue erhofft haben.