die Crackers – BRDigung

Es wird Zeit, daß wir Rhein-Mainler mal unser Selbstbewußtsein aufmöbeln und uns nicht länger als der Arsch von Deutschland fühlen, nur weil der Main keine neuen Wellen schlägt. Man pinkelt uns immer wieder ans Bein für die Tatsache, daß Supermax und Boney M. aus den Studios unserer Region und mit maßgeblicher Beteiligung der Fankfurter Musikermafia hervorgegangen sind. Die Straßenjungs mußten da meist als Alibi herhalten, wollte man einem Auswärtigen begreiflich machen, daß es auch in Frankfurts Städtemauern noch Eigeninitiative in Sachen deutschsprachigen Rocks gibt. Auch die Crackers aus Wiesbaden und Grabhund aus Frankfurt bemühen sich recht erfolgreich an der Imagekorrektur Rhein-Main. Der Crakkers-Rock ist meist unverfälschter, gradliniger R’n’R. Bad Companys bluesgeprägte Spielart drängt sich manchmal als vager Vergleich auf, es gibt ein paar Hard Rock Feature, zwei ruhigere Stücke, den eingedeutschten Klassiker „If I Had A Hammer“, der karibisch eingefärbt wird. BRDigung ist allerdings, wie der Titel fälschlich glauben machen könnte, kein Dokument des möglichen nahen Untergangs. Die Crackers beschäftigen sich vielmehr mit dem „Müsli-Fieber“, „Superstars“, dem „Pornokino“ und der mehr als weltbewegenden Frage „Herr Kardinal, harn‘ Sie schon mal?“ … Bei Grabhund hört man noch den Anspruch des einstigen Jazzback grounds heraus. Zunächst unter dem Logo „Punk-Jazz“ gestartet, läßt man sich heute mit „Jazz of 1982“ ankündigen. Und wenn es die Musiker schaffen, die letzten übriggebliebenen Jazz-Rock-Klischees („Love“, „For Wilson“) über Bord zu werfen, steht einer eigenen (auch eigenwilligen) Spielart nichts mehr im Wege. Jazz-, Rock-, Funk- und Punkelemente gehen eine recht homogene Verbindung ein. Anspieltip: „Deutschland“, in dem die Demontage unseres Vaterlandes in Wort und Ton betrieben wird: „Deutschland ist wieder ein totalitäres Land, aber auf dem Mars ist gar kein Leben möglich …