Die Prinzen – Alles mit’m Mund – das Album

Wer wagt gewinnt. Die Vorzeigestars aus Deutschland Ost machen sich das alte Sprichwort zu eigen und suchen nach neuen Wegen: weg vom engen A-cappella-Konzept der frühen Tage hin zum stilistisch vielseitigen Pop-Projekt. Nach dem 95er ‚Schweine‘-Flirt mit der Dance- und Technoästhetik dampft der Zug nun in Richtung Amifunk und Soul mit einem kräftigem Schuß Punk. Verantwortlich dafür zeichnet Stefan Raab, der sich mit Wolfgang Lenk die Produktionsarbeit teilte. Das Ergebnis indes ist zweischneidig: Songs wie der Titeltrack oder das schwül-zynische ‚Schleimbeutel‘, die unverkennbar Raabs Handschrift tragen, gelingen prächtig. Die Versuche in Sachen Rock und Punk jedoch können mit Ausnahme des Ärzte-Verschnitts ‚Hose runter‘ nicht recht überzeugen. Zu weit klafft die Schere zwischen Rock’n’Roll-Anspruch und prinzlicher Vokal-Wirklichkeit, exemplarisch dafür die Schlußnummer ‚Es geht immer weiter‘, eine klassische 70ies-Rockballade mit unterhaltsamen Queen-Zitaten. Die Instrumentierung und das augenzwinkernde Chorarrangement – üppig und gekonnt. Zur Krux wird jedoch der Leadgesang: Die klassisch geformte Chorknabenstimme von Sebastian Krumbiegel ist vom Rock nun mal so weit entfernt wie Rex Gildo von Eddie Vedder. Zwar müht sich der Prinzen-Vorsänger nach Kräften um breitbeiniges Mercury-Pathos, letztlich reicht’s aber nur zur harmlos-naiven Pennäler-Pose. Dickes Lob hingegen für ‚Audi Victoria‘, die sinnfreie Verballhornung altertümlicher Chortradition, salbungsvoll und witzig. Die Prinzen haben mit dieser Platte eine ganze Menge gewagt – halt nur nicht immer gewonnen. Trotzdem: Hut ab.