Die Sterne

24/7

VÖ: 26.2.

Niedriglohnsklaven auf der Tanzfläche - Electro-Disco-lndie: Die Sterne erobern den Tanzboden, aber bleiben dabei Die Sterne.

Die Sterne sind nun also eine Disco-Band. Sie haben sich von ihrem Keyboarder getrennt und den durch einen Produzenten und DJ ersetzt. Sie haben, zumindest weitgehend, die Gitarre verabschiedet und stattdessen geschmeidige Electro-Beats und einen pumpenden Bass im Haus, das ganz entschieden aus Rave und Trance gebaut ist. Der Rhythmus rollt und rollt, die Tanzfläche leuchtet im Takt: Ja, es ist wahr, Die Sterne schwitzen auf 24/7, aller Hamburger Unterkühltheit zum Trotz. Dieser, von Bandvorstand Frank Spilker groß verkündete und durch eine Maxisingle auf dem Gomma-Label bereits erprobte Stilwechsel fällt allerdings lange nicht so radikal aus, wie manche befürchtet haben dürften. Das liegt vor allem daran, dass Die Sterne -— im Gegensatz zu den meisten anderen, eher vom Schrammelpunk inspirierten Kollegen der Hamburger Schule – schon immer ausdrücklich vom Groove kamen. Oder, anders gesagt: Die Sterne waren zwar eine Rockband, aber eine, die ihren Sly Stone gehört hatte. Dieser Stilbruch ist deshalb weniger musikalischer Paradigmenwechsel als vielmehr konsequente Weiterentwicklung. Für das Hier und Jetzt bedeutet das: Die Mittel sind nun zwar andere – Produzent Mathias Modica (Munk, Gomma) rekrutiert sie aus den modernen digitalen Möglichkeiten – doch die Methoden bleiben die alten. Das gilt erst recht für die Texte: Wieder rotiert Frank Spilker vor allem um sein Lieblingsthema der vergangenen Jahre, den in der kapitalistischen Realität sich verleugnen müssenden Menschen, dem zur ständig verfügbaren Arbeitskraft degradierten Individuum. Im Titelsong sehlüpft Spilker in die Haut eines modernen Niedriglohnsklaven, der sich ergeben hat in seine Aufgabe als Material der Marktwirtschaft. An anderer Stelle formuliert er ein ganz grundsätzliches Leiden an den Zuständen: „Wir fürchten eine Welt, die uns am Leben hält, wäre ohne Sinn und das fänden wir schlimm.“ Wo die Bösewichte sitzen, ist auch klar: „Es liegen tausend Leichen in der Stadt der Reichen“. Kurz: Die Sterne bringen Politparolen und Sozialkritik zum Tanzen. Bloß: Die Panther sind diesmal nicht black. Aber auch sie stammen aus prekären Verhältnissen. Was bleibt, ist Notwehr und, natürlich, die Liebe. „Ich mache nicht mit“, singt Spilker so lange und so oft in „Neblige Lichter, bis der Satz zum Mantra wird. Gleich anschließend bittet er sein „Baby“: „Gib mir die Kraft!“. Und das ist dann doch wieder ziemlich Rock’n’Roll.