Die Stones sind wir selber von Zepp Oberpichler und Tom Tonk
Nachkregstristesse, Adenauer-Ära, die Fassaden zwischen Ruhr und Emscher noch schlotig grau und die Zechen zwischen Essen und Haltern noch in Betrieb. Wer es sich leisten kann, fährt den neuen Kadett B als Familienkutsche, ansonsten beherrscht der VW Käfer das Kopfstein-gepflasterte Straßenbild. Und Rock’n’Roll gibt es nicht. Höchstens in den Köpfen einiger Möchtegern-Dropouts, die zwar keine Ahnung haben, wie man so eine Gitarre bedient, dafür aber sehr genau wissen, was ihnen an der Welt der Erwachsenen nicht passt. Und die begierig jede Information über all die neuen Helden aufsaugen, deren Musik man über verrauschte Ätherwellen aus dem fernen England hören kann. Theo und Willi sind zwei solche nichtsnutzige „Halbstarke“ – und die Stones sind ihre Helden. Was liegt also näher, als selbst eine Band auf die Beine zu stellen und den Traum von Rock’n’Roll, grenzenloser Freiheit und immer währender Satisfaction wahr zu machen? Tom Tonk und Zepp Oberpichler haben einen sympathischen Roman über die Frühzeit des Rock im Ruhrpott geschrieben. Aber nicht nur das, DIE STONES SIND WIR SELBER ist vor allem eine liebevolle Erinnerung an eine Jugend ohne allgegenwärtige Popkultur, ohne MTV, ohne SMS, ohne riesige Rockfestivals und ohne Champions League. Dass der Roman, gemessen an gängigen literarischen Standards, nicht überzeugt, sprachlich eher reduziert ausgefallen ist und die Geschichte dramaturgisch nicht wirklich einen Spannungsbogen halten kann, schadet nicht wirklich. Denn das hier ist ein absolut authentisches Zeitbild.
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