Dirk Darmstaedter

Beautiful Criminals

Beg Steal And Borrow/Indigo

13 Pop-Weisheiten, die sitzen wie ein sehr guter Anzug.

„Always wide awake and always on air“, so singt Dirk Darmstaedter im Album-Opener, „This Is Where I Leave You“, und vermutlich ist das eine Zustands­beschreibung seiner selbst, denn Darmstaedter ist tatsächlich seit Jahren around, wie der Anglophile sagen würde, und anglophil sollte man bei dieser Platte schon sein. Der Hamburger, in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren mit The Jeremy Days unverschämt smarter Posterboy des Pop, erinnert hier an Großmeister des britischen Songwritings. Lloyd Cole, Paddy McAloon, ein-, zweimal sogar der frühe Jim Kerr. Kann man machen, vor allem wenn man die dadurch fast automatisch auftauchenden nostalgischen Gedanken so smart unter­füttert, wie er das tut: „Pop Guitars“ etwa erzählt warmherzig und mit feierlichsten Bläsersätzen von der Vergangenheit, vom ersten Hören der Smiths, von den Faszinationen des Nightlifes, von der Bühne und dem Finden des eigenen Wegs.

Auch die „Summer Camp Girls“ mit ihrem David-­Hamilton-Querverweis sind wohl ein Gruß aus der Vergangenheit. Klingt gestrig? Keine Sorge, ist es nicht. Denn mit „Five Years“ folgt ein Blick nach vorn, in ein neues Leben mit deutschen Autos und Kindern mit Eistüten auf der Rückbank. Und: Darm­staedter vermeidet entsprechende Gefahren, indem er seinen Songs ein so klares wie kräftiges Gewand verpasst. Man hört Americana-Exegesen ebenso heraus wie klassischen Pop, Akustisches wie Elektrisches, Mundharmonika, Streicher, Background-Chöre, gegen Ende einen stoisch schiebenden Drumcomputer – ach, alles was eben vonnöten ist. Er erlaubt maximale Eingängigkeit, besteht aber keine Sekunde lang darauf. Er lässt Luft, reißt Ideen an, blickt um Ecken, legt manchmal kleine Spuren zu anderen Songs. Allein was an Ideen und Einflüssen in „Sing The Newspaper“ steckt! Der an sich eher olle Satz, dass andere Künstler daraus eine ganze ­Platte machen würden, stimmt hier voll und ganz.