Dirty Projectors + Björk

Mount Wittenberg Orca

Domino/Good To Go VÖ: 21.10.

Onomatopoetische Kollaborationen von Weltrang, unerhörte R’n’B-Chormusik

Dass Björk sich genau die Bands und Künstler an Land zieht, die ihrem heiß gestrickten All-over-the-place-Pop wieder jenen Fokus verleihen, der das Interesse von ambitionierten Bloggern und verwöhnten Indie-Fans weckt, ist die eine Sache. Dass dabei, wie zuletzt in Omar Souleymans Arabic-Techno-Remix von „Crystalline“ rätselhafte, schöne neue Musik entstehen kann, die andere. Natürlich ist Mount Witten­berg Orca erst einmal ein Album der Dirty Projectors, David Longstreth hat die Songs geschrieben. Die in den New Yorker Rare Book Rooms 2010 entstandenen Aufnahmen waren bislang nur als Download erhältlich, mit den Einkünften wird ein National-Geographic-Programm zur Erhaltung von Ökosystemen im

Ozean unterstützt. Das Wörtchen „Orca“ darf zudem als Link zum vorigen Studio-Album der Amerikaner, Bitte Orca, gelesen werden. Der Zusatz „+ Björk“ reicht schon aus, dieser Kollaboration eine Ampulle Aufregung zu injizieren. Björk hat den Leadgesang auf der Hälfte der Tracks übernommen, ihr melismatisches Heulen ist von der ersten Sekunde an präsent. Und Mount Wittenberg Orca ist eine dezidierte Gesangsplatte. Das onomatopoetische Stimmenspiel im Klatschpopsong „Beauti­ful Mother“, in dem Longstreth, dieProjectors-Sängerinnen und Björk sich wundersam surrend wie eine Gruppe Insekten umschwirren, gehört zu den Weltspitzenleistungen, die dieses gar nicht reguläre Album aus dem Hut zaubert. Es hat genauso viel mit R’n’B wie mit der Chormusik der Doo-Wop-Ära zu tun. Elektronische Irritationen – Fehlanzeige. Wer so sexy schönsingen kann, muss auch vor dem Weltuntergang keine Bange haben. Selten ist das Ende der Tage so federleicht besungen worden wie auf dieser Platte.
Key Tracks: „When The World Comes To An End“, „ Beautiful Mother“