Diverse – American Roots Music 2 DVD

Ohne sie wäre die heutige Popmusik nicht denkbar, sie stellt für das Pop-Geschehen bis heute in guten wie in schlechten Zeiten eine schier unerschöpfliche Quelle dar: Nordamerikanische Volksmusik schillert seit mehr als einem Jahrhundert in unzähligen Formen und Facetten – von Blues und Bluegrass über Country, Cajun und Gospel bis hin zum Zydeco. Verschmelzungen dieser diversen Richtungen haben ebenso zum Urknall des Rock’n’Roll geführt wie zur Geburt des Soul. Heute fasst man sie gerne unter den Begriffen „Roots Music“ oder „Americana“ zusammen – und bedient sich nicht nur in Zeiten kreativer Krisen nach Herzenslust aus ihrem üppigen Fundus. Die US-Filmfirma Palm Pictures hat zu Beginn des neuen Jahrtausends das gigantische Vorhaben geschultert, in einer TV-Serie eine Art Bestandsaufnahme der American Roots Music zu machen. In Kooperation mit potenten Kulturorganisationen wie der Rock’n‘ Roll Hall Of Fame, der Country Music Hall Of Fame oder dem Smithsonian Institute ist so ein aufwändig recherchiertes und produziertes und dabei (kein Wunder bei der Materie) jede Sekunde faszinierendes Geschichtspanorama entstanden. Es besteht zum Teil aus uraltem (und eben deshalb extrem fesselndem) Bildmaterial: Indianer beim rituellen Tanz vor der Büffeljagd, schwarze Arbeiter beim Eisenbahnbau, singende Häftlinge bei der Feldarbeit, Cowboys am Lagerfeuer, schlägt aber geschickt den Bogen hin zu den sehr lebendigen Roots-Szenen der Gegenwart. Eingestreut sind zahlreiche Interviews mit kundigen Fachleuten, darunter auch Musiker wie Bonnie Raitt, Keith Richards, Robbie Robertson und Willie Nelson, und immer wieder atemberaubend schöne amerikanische Landschaftsaufnahmen. Die markante Stimme von Kris Kristofferson (in leicht nuscheligem Texas-Drawl) führt durch die ausgesprochen dichte Story – der Betrachter muss also neben reichlich Zeit (vier Kapitel mit insgesamt vier Stunden Spielzeit) auch gute Sprachkenntnisse mitbringen. Und die Schwäche aller Musikdokumentarfilme, dass die Musik selbst nämlich immer nur kurz angespielt wird, ist durch das Angebot einiger „full-length Performances“ in der Bonus-Sektion wenigstens teilweise behoben. www.palmpictures com