Diverse – Everything Is Nice

DIVERSE Everything Is Nice

MATADOR/ZOMBA

Lieber Leser, wenn du vor diesen Zeilen sitzt, ist jedermann von der Millenniumsverarsche derart angenervt, dass ihm zur Beruhigung unbedingt dieser Matador-Sampler ans Herz gelegt sei. Denn der scheißt souverän darauf, sich durch nichtssagende Zahlenspielchen im Zeitenlauf zu verewigen und umschifft mit Ironie und Understatement den „Millennium Bug“, an den keiner dachte, als 1990 im New Yorker Apartment von Chris Lombardi Matador Records kreißte. Man hat sie nicht gemacht zum zehnten Geburtstag, die Platte zur Chronik „Die Neunziger in Alternative“, hat sich gegen aufdrängende Historisierungsversuche gewehrt. Der älteste Track stammt von 1997 „I Am A Tree“ denken sich die Matadore mit ihren Schützlingen Guided By Voices ganz relaxt, und sollte sich eine Sau daran reiben, so stört es sie nicht weiter, denn der Stamm ist dick genug. Aus ihrem Backkatalog, der andere neidisch werden ließe, fertigten sie nun einen silberfarbenen S-Klasse-Sampler, der in schlichter Überlegenheit glänzt. Namen, die noch keine Geschichte sind, zeichnen die Label-Geschichte nach: Erste Schritte mit Teenage Fanclub (kommen leiderauf EVERYTHING IS NICE nicht zu Ehren), bald der Erfolg mit Pavement, bevor sich Matador der Kategorisierung als reines amerikanisches Indie-Rock-Label entzog, verrückte Japaner wie Cornelius und Pizzicato Five unter Vertrag nahmen und den Amis Belle & Sebastian, Mogwai und Red Snapper nahe brachten was freilich mit einem Major im Rücken umso leichter von der Hand ging. Trendhudelei und vorschnelle Progressivität sind Matador fremd, und so liegt der Standardausstattung der Doppel-CD nicht etwa eine Extrascheibe mit Remixes, sondern bisher Unveröffentlichtes oder Wiederaufgelegtes bei. Die passende Antwort auf das neue Jahrtausend: Niemanden vergrault, Fans zufriedengestellt, und sich auf digitale Turbulenzen erst einmal gar nicht eingelassen.