Es wird gemunkelt, dass die Macher des Hamburger Golden Pudel Club die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum 2009 verschlafen haben, weil sie ihr Vereinsheim nach der letzten Randale erst noch aufräumen mussten. Der Pudel, angeführt von den Hausherrchen Rocko Schamoni, Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) und Viktor Marek, ist, falls Sie eine Wissenslücke haben, das Vereinsheim des trinkenden Disko-Widerstands Deutschland, nachdem die Traininingsjackenjungs der Hamburger Schule sich dünne gemacht haben. Jetzt also 21 Jahre Pudelclub: Große Gala auf Kampnagel und eine Doppel-CD mit Stars, Stars, Stars. Oder: Freunden und Förderern, Vielrednern und Freizeitdadaisten, sowie den bekannten Workaholics, die den Beat neu erfinden wollen. Viktor Mareks klarinettisierter Hans-Unstern-Remix liegt da ganz vorne (und nah bei Count Ossies Mystic Revelation Of Rastafari), man kann sich auch mit den Reworks von Superpunk, Zitronen, Palminger, Gustav und Efdemin kompetent aus dem Hier und Jetzt schießen lassen, im Tüdeldub-Becken Erholung finden. Oder bei der Guhl Material Sekte eine psychokinetische Behandlung einlösen – vor dem Pudel sind alle gleich. Am schönsten tralalieren hier vielleicht Schamoni, Meyer und Rellöm im Schatten einer Melodica: „Eure Welt hat ein Ende, ich weiß nicht, wie es begann.“ Lesen Sie dazu vielleicht einmal den Pudelclubhomepagelink („Es regnet Kaviar“, Aktionsnetzwerk gegen Gentrification). Aber jetzt wird wieder schön „discoteert“ (O-Ton Pudelclub), mit kranken Beats, Krachmaschinen und den Kreischliedern, die einem nachts um drei einfallen und am nächsten Tag im Heimstudio den Schlaf rauben. Achja, der Club – die Mehrzweckarena der Widerspenstigen und Nicht-Einverstandenen. Ein bisschen Partykeller für Kindsköpfe. „Und ihr Getanze ist gewiß für sie alle ein Traum. Aber besser als die Realität“, schreibt Gereon Klug in den Liner Notes. So soll es sein. Weitermachen.

Duffy