Diverse – Twisted Willie

Das Hauptproblem von Tribute-Alben liegt in der Natur der Sache. Denn mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben, daß es nur noch bedingt witzig ist, wenn die gesamte Indie-Elite von Sonic Youth über Dinosaur Jr. bis hin zu Nick Cave in irre unerwarteten und alternativen Indie-Fassungen die Songs von Engelbert Humperdinck, Gentle Giant oder The Clash darbietet. Wer heutzutage mit einem Tribute-Album mehr als ein müdes Lächeln gewinnen will, muß sich schon was anderes einfallen lassen. Zum Beispiel: die irre unerwarteten und alternativen Indie-Fassungen von ungewöhnlichen Musiker/Band-Paarungen spielen zu lassen. Davon hat TWISTED WILLIE, das „Non-Tribute-Album“ für den Country-Outlaw Willie Nelson, mehr als genug. So singsangt sich Johnny Cash cashlike durch ‚Time Of The Preacher‘, während Soundgarden-Gitarrist Kim Thayil eine bratzende Gitarre spielt. Eine wunderbar lyrische Fassung von ‚She’s Not For You‘ gibt’s von einer Supergroup: Mark Lanegan und Barrett Martin (Screaming Trees), Mike Johnson (Dinosaur Jr.) und Dan Peters (Mudhoney) und ‚Angel Flying Too Close To The Ground‘ wird in der Fassung von Kelley Deal (Breeders) und Kris Kristofferson zum „anderen“ Hörerlebnis. Frau Deal macht eine stilechte Sähmaschine (!) zur Rhythmusgruppe, Kristofferson trägt ein paar schräge Töne auf der Mundharmonika bei. Trotz weiterer sensationeller Paarungen wie L7 und Waylon Jennings, Reverend Horton Heat und Willie Nelson, Jello Biafra (Dead Kennedys) und Life After Life ist Waylon Jennings‘ ebenso unspektakuläre wie unalternative Solo-Performance von ‚I Never Cared For You‘ der Höhepunkt des Albums. Jennings bewirkt mit seinem Beitrag nämlich, daß Willie Nelson —- als eigentliches Objekt des Albums -— nicht in der Paarungseuphorie untergeht, sondern als Gänsehaut-Songwriter wieder ins Bewußtsein rückt.