Diverse – War Ina Babylon
Ska, Rocksteady, Blue Beat, Reggae, Dub, Dancehall: akribische Archivauswertung von Karibik-Pionier Chris Blackwell. Großbritanniens einst innovatives Independent-Label Island mit vielseitig künstlerischer Ausrichtung feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Der 21-jährige Chris Blackwell gründete Island 1959 mit dem noch unausgegorenen Plan im Kopf, das kreative Umfeld seiner Heimat Jamaika auch fern der karibischen Insel auszuloten. Mit dem nach einem legendären Studioalbum Max Romeos von 1976 betitelten CD-Set WAR INA BABYLON vollzieht sich das aut akribische Weise, weil Blackwell bei der Kompilierung der auf drei CDs verteilten 64 Tracks einen Künstler von vornherein ausgespart hat, der den Reggae wie kein zweiter prägte: Bob Marley. Künstlerisch einseitig, dürftig oder gar langweilig gestaltet sich der Querschnitt durch fünf Jahrzehnte Reggae-Historie dennoch nicht. Erlaubt der freiwillige Verzicht auf ein Schwergewicht wie Marley doch einen wesentlich intensiveren Blick auf Interpreten und Bands, die im Laufe von Jahrzehnten den Entwicklungen des Genres maßgebliche Impulse gaben. „The Härder They Come: Ska To Reggae, 1959 To 1973“ heißt die erste Scheibe der Kollektion, die Laurel Aitkens Klassiker „Boogie In My Bones“ weiteren Novitäten wie Jackie Edwards‘ „We’re Gonna Love“, Desmond Dekkers „Honour Your Mother And Father“, Jimmy Cliffs „KingOf Kings“ und „On The Beach“ von The Paragons gegenüberstellt. Pf lichtbewusst hat Chris Blackwell auch nicht die von ihm produzierte Blue-Beat-Hymne vergessen, die erstmals weltweit für Furore sorgte, vor allem aber richtig Schotter in die anfänglich oft leeren Kassen von Island brachte: Millies „My Boy Lollipop“. Ein etwas anderes Bild zeichnet sich auf Disc 2 „Party Time, Dub & Lovers, 1973 to 1979“ ab: In der Post-Hippie-Ära dominieren Burning Spear, Augustus Pablo, Aswad, Third World, Steele Pulse, Linton Kwesi Johnson, Black Uhuru sowie Toots & The Maytals mit mehr oder minder innovativen Longplayer, nicht mehr mit Singles. Ungeschlagen bleibt Dillingers famoses „Cocaine In My Brain“. Vergleichsweise wenig spannend präsentieren sich nachfolgende Generationen im dritten Teil der Saga: Chaka Demus, Dennis Brown, Junior Delgado und Ini Kamoze variieren nur vorangegangene Entwicklungen, aber setzen keinerlei Trends für die Zukunft.
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