Don Henley – Inside Job

Inside Job

WEA

„Das Problem mit Don Henley ist, dass er sieben Jahre braucht, um ein Album zu machen“, beklagte sich eine Londoner Abgesandte der Plattenfirma im Winter. Die Industrie und die Fans mag das betrüben, sein Problem ist das wohl nicht – und genau genommen hat er sich sogar elf Jahre Zeit gelassen, seit die Multi-Platin-LP END OF THE INNOCENCE (1989) erschien. Mit hervorragenden, aber extrem sporadischen Songveröffentlichungen wie „Get Over It“, „The Garden Of Allah“ und dem Leonard Cohen-Cover „Everybody Knows“ blieb der Eagles-Frontmann im Gespräch, ohne sich zu überarbeiten. Jetzt hat ihn der Ehrgeiz gepackt, es erscheinen 70 Minuten neue Musik. Jeder der 13 Titel wurde mit unterschiedlichem Line-up eingespielt, zu den Musikern gehört neben den üblichen Verdächtigen wie Glenn Frey und Mike Campbell auch Überraschungsgast Stevie Wonder. Musikalisch fühlt sich Henley 2000 in zügig temporierten Klanggebäuden am wohlsten, trotz einiger Balladen ist die LP mit den auffälligen Heavy-Nummern wie“Workin’lt“ und „Inside Job“ ein relativ rockiges Album. Seit Jahren engagiert sich Henley für den Umweltschutz, er ist überhaupt ein Moralist, wie die Songs „GoodbyeTo A River“ und „They’re Not Here,They’re Not Coming“ beweisen. In letzterem versichert er, dass es hoffnungslos ist, auf Alien-Besuch zu warten, solange wir den Hass auf der Erde nicht besiegt haben. Nicht für uns, sondern leider nur für Annabel ist der gleichnamige Track 12, mit der Zeile „I watch you sleeping“ greift er ständig wiederholte und oft peinliche „Song-für-ein-Iiebes-Kind“-Muster auf (vergleiche: „As I watch you sleeping in here tonight“ aus Chris de Burghs „For Rosanna“). Insgesamt rockt INSIDE JOB aber in jedem Sinne des Wortes, allerdings erfordert es Geduld: Ähnlich wie bei alter) Klassikern wie „Sunset Grill“ komponiert Henley noch immer mit etwas ungemütlichen Melodiebögen, die erst bei mehrmaligem Hören wachsen. In der Top 5-Playlist des Schreiberlings hier wanderte Henley im Lauf des Monats von Platz 4 auf 2, und schließlich auf 1.