Donovan – Summer Day Reflection Songs

Wer in seligen Hippietagen seine Angebetete betören wollte, besorgte sich eine Klampfe und eignete sich ein paar leichte Akkorde an. Das reichte, um zu einfachen Zupfmustern mit schmeichelnder Jungmännerstimme ein paar Songs aus Donovans frühem Repertoire zum besten zu geben -die Erfolgsaussichten stiegen dann in der Regel drastisch. Eine Flasche Rotwein (vorzugsweise Lambrusco, die 1,5-Liter-Flasche) tat ein übriges – nun, wir schweifen ab. 1965 betrat der 19-jährige Donovan Phillip Leitch aus dem schottischen Maryhill die Szene als in jeder Beziehung schmalbrüstige britische Antwort auf Bob Dylan. Im Angebot hatte der schwarzgelockte Jüngling neben seinem Einstandshit „Catch The Wind“ Songs, die sich musikalisch an der US-Folkszene orientierten und thematisch zwischen naiven Friedensgedichten und verträumter Märchenlyrik pendelten. Prompt wurde Donovan zum neuen Held von Swinging London. Weitere Hits folgten:,,The Universal Soldier“ (aus der Feder von Buffy Sainte-Marie),“Colours“,“Donna, Donna“. Der opulent ausgestattete Doppeldecker SUM-MER DAY REFLECTION SONGS versammelt nun die beiden ersten Studio-LPs des Troubadours mit der nasalen Stimme plus diverse Alternativ-Takes sowie das obskure „Every Man Has His Chain“, seinerzeit nur auf einer französischen EP veröffentlicht und ein wunderbares Beispiel dafür, wie man aus einem Lied zwei machen kann: Melodie und Akkordfolge der Nummer gleichen denen von „Catch The Wind“ aufs Haar. Sei’s drum, dies ist die bisher umfassendste und seriöseste Werkschau des jungen Donovan. Die vorzüglichen Liner Notes von Lome Murdoch dokumentieren kenntnisreich und akribisch das frühe Schaffen des“SunshineSuperman“, bevor sich der ab 1967 verstärkt der Produktion psychedelisch angehauchter Pophits wie „Mellow Yellow“ oder“Hurdy Gurdy Man“ widmete.