Dr. John – The Best Of Parlophone Years

Eine kleine Begebenheit, die vielleicht wahr ist, womöglich aber auch nur gut erfunden. Vor ein paar Jahren weilten einige Münchner Musiker zwecks Studioaufnahmen in New Orleans und gedachten eines Abends, ihr großes Idol, Mac Rebenack alias Dr. John, zum Essen einzuladen. Der war zwar durchaus angetan von der Idee. Allein: Er hatte keinen Anzug, der dem Anlaß angemessen gewesen wäre, und auch kein Geld, sich einen zu kaufen. Wie gesagt: Das ist schon eine Weile her. Mittlerweile hat der Hohepriester der brodelnden Voodoo-Klänge einen [hoffentlich gut dotierten] Vertrag beim Branchenriesen EMI und auf dessen Sublabel Parlophone zwischen 1998 und 2004 vier feine Alben veröffentlicht, die auf dieser Compilation in Auszügen präsentiert werden. Das heißt: Kein „Right Place, Wrong Time“, kein „Such A Night“, erst recht kein „I Walk On Gilded Splinters“, also nichts aus den ersten dreieinhalb Jahrzehnten einer wechselvollen Karriere – stattdessen sieben Songs aus dem zwar in London und New York aufgenommenen, aber typisch New-Orleans-dampfigen Anutha Zone, zwei aus der lässigen Duke-Ellington-Hommage Ouke elegant, zwei von creole moon sowie vier vom bislang jüngsten Werk N’awlinz – Dis Dat or Dudda, das einen Querschnitt durch alle Stil- und Spielarten des Sounds aus dem Big Easy bot. Dazu gibt’s mit „Careless Love‘ und „Look Out“ zwei Bonustracks, beides cool swingende, aber unspektakuläre Stomper. Wer die Welt des Dottore gegen eine relativ geringe Praxisgebühr kennenlernen will, ist mit dieser CD gut bedient.

www.dr-john.co.uk