Edgar Winter – Winter Blues

Stellen wir uns vor, wir befänden uns in einem Klanglabor, hinter einer Trennscheibe ein Mann jenseits der 50, weiße Haut, weiße Haare, weißer Bart, weißer Kittel, der Wörter an eine Tafel malt: „Bluesrock“ steht da,“Countryblues“ und „New-Orleans-Rhythm’n’Blues“, „Funk“, „Soul“, „Swing“. Und dann schreibt der Typ ein paar Namen daneben – Dr. John, Bobby Kimball, Leon Russell, Eddie Money, Rick Derringer und Johnny Winter-tritt einen Schritt zurück, denkt kurz nach, verbindet die beiden Listen mit ein paar Pfeilen, dreht sich um, klatscht in die Hände und sagt: „Okay, boys, let’s go.“ Und die Boys legen los, spielen „Bluesrock“, „Countryblues“ und „New-Orleans-Rhythm ’n‘ Blues“, „Funk“, „Soul“ und „Swing“, während der Mensch in Weiß dirigiert und singt und Keyboardtasten drückt und in diverse Saxophone bläst, und die „Legendary White Trash Horns“ schmettern, und die „Nu Orlins Dixieland Horns“ tuten. Und alles klingt so cool, so clean, so collected, gerade so, als hätten Toto plötzlich über Nacht Sommer, Sex, Schweiß und andere schmutzige Sachen entdeckt, wüßten aber nicht so richtig, wie sie damit umgehen sollen. Doch halt: S’ist Edgar Winter, ewiger Soundtrack-Arbeiten ganz offenbar überdrüssig, mit seinem ersten „richtigen“ Album seit 1991. Das Booklet zeigt ihn auf einem Sessel im Eismeer sitzend, derweil sein Saxophon auf einer Scholle davontreibt. Winter Blues? Na klar dochl Garantiert gefriergetrocknet.