Einar Stray Orchestra

Dear Bigotry

Sinnbus/Rough Trade

So luxuriös klangen Luxusprobleme selten: Der orchestrale Pop aus Norwegen lässt einen überwältigt zurück.

Das fängt ja gut an. „I’m tired of the tiredness“, singt Einar Stray gleich im ers­ten Song. Dazu perlt das Klavier wie ein schönes Glas Champagner, die Percussion dängelt distinguiert, und schließlich werden noch Streicher ins Klangbild geschoben wie eine Polstergarnitur in den Salon.

Solcher Luxus ist schon nötig, um das Luxusproblem von der Müdigkeit, die die eigene Müdigkeit auslöst, schlucken zu können. Das aber ist Prinzip: Mit seinem dritten Album DEAR BIGOTRY erfüllt der norwegische Sänger, Pianist und Songschreiber endgültig das orchestrale Versprechen, das er uns mit dem Bandnamen gegeben hat. Die eher folkigen Anfänge schwingen nur mehr als Ahnung durch die Songs, die dermaßen fanatisch bis ins letzte Detail ausgestattet sind, dass sie bisweilen an eine zugestellte Wohnung erinnern, in der kaum noch Platz für die Bewohner bleibt.

Doch Einar Stray und seine vier Mitmusiker und Mitmusikerinnen sind auch keine Messis: Jeder Ton sitzt am richtigen Ort, alles hat seine Ordnung. Manches ist vielleicht sogar zu aufgeräumt, Überraschungen bleiben rar, dafür lässt einen die schiere Verschwendung satt und zufrieden zurück. Und wenn am Ende des letzten Stücks „Synthesis“ die zuvor noch jubilierenden Bläser verstummt sind, wenn nichts mehr zu hören ist, keine epischen Melodien mehr, keine irisierenden Klangflächen, keine euphorischen Chöre und diffizilen Rhythmen mehr, dann ist auch der Zuhörer ein wenig müde.