Eine Liebe in Deutschland :: Kinostart: 28.10.
Eßr‘.flüchtiger fiforrreW^geriftgt ~ und‘ ihre Liebe kennt kein Halten mehr: Im vom Kriegsfieber geschüttelten Nazi-Deutschland, unter der ständigen Drohung der Hitler-Henker, finden sich zwei Menschen. Die deutsche Gemüsehändlerin Pauline (Hanna Schygulla) und der polnische Zwangsarbeiter Stanislaw (Piotr Lysak) geben sich wenig Mühe, ihre verbotene Liebe vor den anderen Bewohnern des kleinen Städtchens nahe der Schweizer Grenze zu verbergen.
So nimmt die Katastrophe, die der Autor Rolf Hochhuth in seinem Roman „Eine Liebe in Deutschland“ einer wahren Begebenheit nachrecherchiert hat, auch im Film des polnischen Star-Regisseurs Andrzej Wajda ihren Lauf: Eine anonyme Anzeige bringt die beiden ins Büro des SS-Untersturmführers Mayer (Armin Mueller-Stahl). Pauline wird das Kriegsende in einem Konzentrationslager überleben: Stanislaw wird von dem SS-Mann aufgehängt.
Diese gradlinige, ergreifende Geschichte einer Lieb gegen widersinnige Verbote, die Wajda mit großer gefühlsmäßiger Kraft erzählt, wird von ihm zugleich immer wieder nachdenklich gebrochen. Wir erleben die Filmhandlung aus der heutigen Gegenwart heraus, aus den Erinnerungen und mit den Augen des Sohnes von Pauline, der damals noch ein kleiner Junge war. Heute kehrt er mit seinem eigenen Sohn in seinen Heimatort zurück, befragt altgewordene Zeugen der damaligen Zeit. Otto Sander, hervorragender Darsteller der Berliner Schaubühne, spielt diese wichtige Rolle des Erzählers, der immer wieder die Verbindungen von der Gegenwart zur Vergangenheit herstellt.
Und, so führt uns Wajda vor, diese Vergangenheit will noch heute, nach mehr als 40 Jahren, niemand so recht wahrhaben. Da war Maria (Marie Christine Barrault). Paulines beste Freundin, die sie doch aus nackter Angst verriet. Da gab es die Nachbarin Elsbeth (Elisabeth Trissenaar), die ein neidisches Auge auf Paulines Geschäft geworfen hatte. Welche dunkle Rolle hat sie in der Affäre gespielt? Und wie haben sich die anderen Kleinstädter in der Nazi-Ära verhalten – als Mitläufer, Täter, Mitwisser oder Widerständler?
Der Pole Wajda hat es sich nicht einfach gemacht. Zwar sagt er: „Ohne die Tatsache, daß dies auch die Gedickte eines Polen ist. hätte ich den RTnvrtteftf machen können“, doch ist er an simpler Schwarzweiß-Malerei in den deutsch-polnischen Beziehungen nicht interessiert. „Wie aus kleinen, natürlichen Regungen Tödliches entsteht, wenn die Zeit schlimm, krank und pervers ist“, das ist auch für Hanna Schygulla das eigentliche Thema des Films.
Die Schygulla, längst aus der Rolle des Fassbinder-Stars herausgewachsen und im Ausland zum internationalen Star aufgestiegen, macht aus der Gemüsehändlerin Pauline, die sich in Abwesenheit ihres Mannes in einen weitaus jüngeren verliebt, das Porträt einer Liebenden – realistisch, romantisch, rührend, das man nicht schnell vergessen kann.
Gerade das Rücksichtslose, Vorbehaltlose. Maßlose der Liebesaffäre läßt die Umgebung, die von Angst, Haß, Neid und deutscher Paragraphen-Mentalität beherrscht wird, als augenfällig unmenschlich erscheinen. „Es sind nicht Befehle, sondern Menschen, die töten“, sagt der polnische Drehbuch-Autor Boleslaw Michalek.
Und genau darum geht es Wajda. Der 57jährige Regisseur, der mit Werken wie „Asche und Diamant“, „Der Dirigent“. „Der Mann aus Marmor“ und „Danton“ seit nun schon mehr als drei Jahrzehnten zu den interessantesten Persönlichkeiten der internationalen Filmszene gehört, hat einmal mehr einen Film gedreht, der ebenso pakkend wie ehrlich, ebenso nachdenklich wie leidenschaftlich ist. Heute, im Europa der Raketen und der Friedensbewegung, geht er uns besonders an.
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