Einstürzende Neubauten – Kollaps

Vorweg: Eins haben die Einstürzenden Neubauten mit KOLLAPS (noch) nicht erreicht:

„Porter la haine jusqu’a son plus haut point: l’absence.“ (Yves Adrien in NOVO VISION, 1980) Selbstbewußt reiten FM Einheit, NxUx Unruh und Blixa Bargeld über den eingezäunten Schrottplatz und reichen sich die eitrigen Visionen des Käfigs vor und nach dem Einsturz weiter. KOLLAPS: das sind liebevolle/charmante Meditationen über die (unerfüllte) Sehnsucht nach dem Chaos (Chaos ist der Zustand, in dem alle bisher gestoppten Energien Auslauf haben).

Die beim KOLLAPS verwendeten Instrumente / Energien: Stahl / Boschhammer / Stahlfederbass / Radio / Trennscheibe / Elektromotor / Tapes / Einkaufswagen / Stimme / Gitarre + Klavier.

Zwischen-Gedanke: Wie die wohl ohne Strom aussehen? (Will heißen: Wie die sich wohl ohne die Energie Elektrizität anhören??) Der Schrottplatz – dieser wunderbare Ort in unserer heutigen Gesellschaft/Welt/Zivilisation, wo sich alle einmal treffen – war schon immer ein begehrtes Spielfeld zum Ausleben von Umsturz-Einsturz-Energien + Visionen (Erinnerung: die phantastischen Black Power Szenen in Jean-Luc Godards Filmsturz ONE PLUS ONE, 1968 entstanden).

Sehnsucht kommt aus dem Chaos.

„Wir sind die neuen goldenen Horden, diesmal ohne Dschingis Chan. Textprobe aus dem Titelsong.

„Authentizität schützt/rechtfertigt keinen Dilettantismus.“ Gedankenprobe aus meinem Hirn.

Daß KOLLAPS bewegende Folk-Lieder über ein ungeheures Liebesfeuer bringt (das in den drei EN brennt), beweist spätestens der Augenblick auf dem Album, wo „Je t’aime“ melodisch erklingt (das Ding von Gainsbourg/Birkin).

.Nun, wenn ich bloß Kakophonie bin, diedieStimmemeines Unwohlseinsist, ist es Zeit, mein Sein sein zu lassen, es in sein Element eintreten zu lassen, das Übel, wo mir unwohl im Sein ist, weil das Sein nichts Übles will, weil es das Übel nicht begreift. ‚Antonin Artaud: Jen habe niemals …“ Titel auf KOLLAPS: „Sehnsucht“, „Vor dem Krieg“, „Hirnsäge“, „Abstieg & Zerfall“, „Negativ Nein“, „Mit Schmerzen hören“.

„Gelobt sei jede Krankheit, denn die Krankheit ergründet das Sein, und die Kraft, ans Leben hinauszutreten.“ Artaud.

Und FM Einheit schreibt mir zur LP:

Also: Gruß und so und wenn möglich – so laut hören wie’s geht: hör mit Schm erzen…“ Nach-Gedanke: Wer mehr über das hier beschriebene Lebensgefühl hören will, der besorge sich das Buch: „Briefe aus Rodez“ von Antonin Artaud.

Einstürzende Neubauten kommen aus West-Berlin.